Surwold. Wegen des Abrisses des Hauptvereinsgebäudes am Flugplatz in Surwold muss der Luftsportverein (LSV) Papenburg-Hümmling an Flugtagen viel improvisieren. Ein rund 250.000 Euro teures Vereins- und Schulungsgebäude mit Werkstatt und Fliegergarage soll bis Herbst 2019 stehen.
Wie mehrfach berichtet, hatte der Landkreis Emsland nach dem Einsturz einer Schulturnhalle in Lingen im Januar 2017 zahlreiche Dächer von Gebäuden, die sich im Eigentum des Kreises befinden, prüfen lassen. Darunter auch das bisherige große Clubgebäude des Luftsportvereins aus dem Jahr 1888, in dem die Vereinswerkstatt und die Flugzeuganhänger untergebracht waren. Das Resümee des Gutachters war ernüchternd: Das Gebäude ist nicht zu retten, der Verein musste es mehr oder weniger sofort räumen, im Juli 2017 rollten Bagger an und machten das Gebäude dem Erdboden gleich.
„Ich hatte Tränen in den Augen, Ich habe hier fast meine gesamte Kindheit verbracht“, sagt Thorsten Ackermann, stellvertretender Vorsitzender und Pressesprecher des LSV. Seit dem Abriss des Gebäudes muss, berichtet der Vereinsgeschäftsführer Wilhelm Büter, an Flugtagen nicht nur viel improvisiert werden, es fallen auch einige zusätzliche Kosten an. Sechs Anhänger, auf denen demontierte Ultraleichtflugzeuge lagern, müssen in einer für mehrere Hundert Euro monatlich angemieteten Halle untergebracht werden. Schulungen und kleine Fliegerlager können derzeit nur im kleinen Clubhaus, dessen Baujahr dem Verein gar nicht bekannt ist und das technisch zum Teil auf dem Stand der Anfänge des Vereins in den 1950er Jahren ist, durchgeführt werden. „Die Stimmung bei einigen der knapp 90 Vereinsmitglieder ist auf dem Boden“, sagt Büter.
Großer Zuspruch trotz eingeschränkter Möglichkeiten
Aufgeben will den Verein jedoch niemand, auch der Landesverband der Luftsportvereine hält zum LSV Papenburg-Hümmling und hat am Flugplatz jüngst erst eine Schulung für Segelsporttrainer abgehalten, was mit mehreren Dutzend Flugbewegungen verbunden war. Übernachtet haben die Teilnehmer überwiegend in Zelten statt in einem Gebäude. Die Zahl der Flugbewegungen gibt der Verein mit jährlich 1500 bis 1800 an.
Der LSV hat bereits unmittelbar nach dem Abriss des Wirtschaftsgebäudes mit den Planungen für den Bau eines neuen Multifunktionsgebäudes an gleicher Stelle begonnen. Gerne hätte der Verein den Neubau schon in diesem Jahr bezogen. Denn die die Wetterbedingungen für Segelflieger und Ultraleicht-Motorflugzeuge (bis 475 Kilo Gesamtgewicht) selten besser wie in diesem Jahr, es konnte von Ende März bis jetzt fast durchgängig geflogen werden. „Und der neue Radweg entlang der Flugplatzstraße hat unheimlich viele neue Zuschauer gebracht“, verdeutlicht der Geschäftsführer. Doch so schnell konnten Pläne, Baugenehmigung und Finanzierung nicht erledigt werden.
Mehrere Förderzusagen liegen vor
Die Pläne sehen ein eingeschossiges Gebäude Unterrichtsraum für den Gesamtverein, Schulungsraum für Reparatur und Wartung der Flug- und Betriebsfahrzeuge, einem Bereich zum Packen von Rettungsfallschirmen, einen Werkraum für die Modellflieger, Sanitäranlagen sowie einen Großraumlager für Flugzeuge, Flugzeuganhänger und Technik vor. Die Fassade zur Straße hin wird mit Klinkersteinen versehen. Das Gebäude ist mit etwa 25 mal 20 Metern etwas größer wie das bisherige, dafür wird das kleine Clubhaus nach Fertigstellung des Neubaus abgerissen. Mehrere Förderzusagen liegen inzwischen vor oder wurden in Aussicht gestellt: Stadt Papenburg (22.000 Euro), Gemeinde Surwold (5000 Euro), LAG Hümmling (30.000 Euro), LAG Roede (Städte Emden, Leer und Papenburg sowie die Gemeinden Moormerland und Westoverledingen, 26.000 Euro), LAG Fehngebiet (Landkreisen Ammerland, Aurich, Leer und Cloppenburg, 8000 Euro), Kreis- beziehungsweise Landessportbund (88.000 Euro) und Sparkassenstiftung (25.000 Euro). Den Rest, der bei rund 50.000 Euro liegt, will der Verein durch Rücklagen und einen Kredit stemmen.
Gerne hätte der Verein den Neubau näher an den eigentlichen Flugplatz, der etwa 200 Meter Fußweg entfernt auf der anderen Seite der Flugplatzstraße liegt, gebaut. Jedoch liegt der Flugplatz auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD), es hätte unter anderem Probleme mit der Versicherung des Gebäudes gegeben. „Wir hoffen, im Frühjahr 2019 starten und im Winter 2019 unser Material in dem neuen Gebäude unterstellen und pflegen zu können“, sagt Büter.