Wir schreiben Sonntag, den 12. Juni 2011. Der Wetterbericht lässt „wolkiges Wetter mit etwas Regen“ vermelden. Unser Vereinsmitglied Michael Hölscher aus Aurich hat sich bereits früh auf den Weg zum Flugplatz Steinberg bei Surwold begeben. In der Halle steht seine DG-800b mit dem amtlichen Kennzeichen D-KTMM. Aufgrund der Wettervorhersage und dem schönen Flug über 256,62 km am Vortag war es also nicht weiter verwunderlich, dass Michael an diesem Tag bereits früh am Morgen mit seinen Söhnen Mario und Marcel die leichten Flügel der DG zusammensteckt und bereits um 09:29 Uhr UTC gen Himmel steigt. Beachtlich ist, dass Michael nur wenig Erfahrung auf diesem Muster hat, schließlich verkaufte er erst im April 2011 seine ASW24E nach Eggersdorf in Brandenburg. Fand am 26. März 2011 noch der letzte Flug auf seiner ASW24E statt, so folgten die ersten beiden OLC-Flüge mit der DG-800b am besagten 12.Juni 2011 und tags zuvor.

Die Wettervorhersage für den 12.06.2011 – Vielversprechend dank vieler Wolken, leichtem Wind und vielen Sonnenstunden!

Sein Flug führt ihn bei einer anfänglichen Wolkenuntergrenze von bereits über 1300m zunächst an die holländische Grenze westlich von Nordhorn. Über dem Dinkelkanal findet Michael kein richtiges Steigen und entschließt sich Richtung Nordosten zu fliegen. Den 123.50 km Schenkel überbrückt er mit nur insgesamt 8 Aufwinden (Kurbelanteil 21.95 %) und erreicht somit eine Geschwindigkeit von 103.71 km/h. Vorbei am Naturpark Bargerveen, Surwold und Friesoythe erreicht unser Vereinsmitglied um 11:39 Uhr UTC seine Wende nordöstlich von Bad Zwischenahn. Tolle Wolkenstraßen locken ihn in Richtung Nordseeküste. Bei einer für den hohen Norden ungewöhnlich hohen Wolkenuntergrenze von über 1600m sind die nächsten 60.76 km schnell im Sack – die Wende dieses Mal über dem offenen Meer zwischen Neuharlingersiel und Harlesiel. Das maritime Panorama mit all den ostfriesischen Inseln muss in diesem Moment umwerfend sein.

Michael wendet über dem offenen Meer zwischen Neuharlingersiel und Harlesiel, die ostfriesischen Inseln um ihn herum! Das ist der absolute Traum eines jeden norddeutschen Segelfliegers!

Um 12:20 Uhr UTC richtet er die Nase der DG800b dann auf etwa 215°, Kurs Südwest.Er überfliegt dabei Wittmund, lässt Leer im Westen an sich vorbeiziehen und überfliegt kurz danach unseren Flugplatz in Surwold. Nachdem er Meppen und Lingen hinter sich gelassen hat setzt Michael die südlichste Wende des Tages östlich von Stadtlohn Vreden im Münsterland. Trotz einer Vorfluggeschwindigkeiten von etwa 170 km/h erreicht er auf dem 195.04 km Schenkel aufgrund des Gegenwindes „nur“ eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 82.72 km/h.

Statt wie bei seiner Wende „Wasser unter den Flächen“ hatte Michael sonst oft „Wasser in den Flächen“ – Das hätte bei den letzten Metern gegen den Wind sicherlich geholfen!

Entlang der gleichen Wolkenstraßen, dieses Mal aber mit Rückenwind und Basishöhen von über 1900m über Lingen, schießt die „2M“ nun erneut in Richtung Nordosten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt auf 93.56 km/h, sodass die 180.91 km bis kurz hinter Achterstedt am Jadebusen schnell überwunden sind. Es ist 16:40 Uhr UTC, die DG befindet sich in 1350m über Achterstedt. Das Vario zeigt ein durchschnittliches Steigen der letzten 30 Sekunden von 3 m/s – 3,5 m/s. Nach nur 7 Minuten befindet sich Michael 400m höher unter den letzten Wolken des Tages –  Zeit, nach Hause zu fliegen.

Immer der langsam untergehenden Sonne entgegen nutzt er die Gleitzahl von 50 aus und gleitet mit 95 km/h in Richtung des 75km entfernten Heimatflugplatzes. Rein mathematisch könnte der Plan aufgehen, schließlich kann seine DG aus 1750m Höhe 87,5 km gleiten. Doch auch hier macht ihm wieder der Gegenwind einen Strich durch die Rechnung. Am südlichen Rand des beschaulichen Ortes Esterwegen, nur gut 2 km vor der Landebahn, muss Michael dann in 200m über Grund den Motor seiner „2M“ anschmeißen um die letzten Meter bis zum Flugplatz zu überbrücken –schade, sonst wären es wohl die ersten 700 km von Surwold aus gewesen!

Dieses Bild ist man eher von Michael gewohnt, wenn er seinen Motor benutzen will 🙂 Laut eigener Aussage war es bei diesem Flug etwas stressiger, denn leider musste er 2km vor der Landebahn den Motor in 200m Höhe ziehen, da er im Gegenlicht der Sonne die Landebahn nicht sehen konnte…

Mit einem großen Lächeln setzt er 8 Stunden und 14 Minuten und einem Vereinsrekord von 698,34 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 89,07 km/h um 17:43 Uhr UTC in Surwold auf dem Steinberg auf. Herzlichen Glückwunsch zu diesem eindrucksvollen Flug!

Ähnlich glücklich und zufrieden muss Michael nach der Landung seines Rekordfluges ausgesehen haben – hier nach einem seiner vielen erfolgreichen Flüge im Sommerlager in Lüsse, Brandenburg.