Die Bäume werden nach und nach immer bunter und kahler, der Himmel bedeckter und der Wind frischt immer weiter auf. Bei einem Blick nach draußen fällt womöglich auf jedem Nicht-Flieger auf: Es ist Herbst! Nachdem die Jugendgruppe in Form von Vanessa (17), Mathis (19) und Andre (22) bereits im Herbst letzten Jahres einen Besuch auf dem Flugplatz Porta Westfalica abgestattet hatten, kam beim Blick in die Windprognosen für die nächsten Tage ein Kribbeln der Vorfreude bei einigen Mitgliedern des LSVPHs auf – Wind mit durchschnittlich 28 km/h aus 210°, mit Böen bis 50 km/h und in 800 m Höhe auffrischend bis zu 80 km/h ließen auf einen tollen Tag am Hang hoffen.
So klingelte dann am vergangenen Mittwoch, den 21.10.2020, der Wecker für Ingo und seine ASW20 „ISM“, Jörg und seinen Discus2cT „3E“ sowie für die Duo Discus Crew, bestehend aus Andre mit seinen Co-Piloten / Co-Pilotin Micheal (alias Kniesi) und Vanessa, bereits um 04:45 Uhr der Wecker. Unterstützt wurden die Piloten von Harry, Enya und Maria. Nachdem um 06:00 Uhr noch bei strömenden Regen Elektronikprobleme am Duo Hänger bewältigt werden mussten, waren alle froh, als man um 10:30 Uhr nach 3 Stunden Fahrt angekommen war. „Langsam steigt die Vorfreude – Ich will endlich fliegen!“ hörte man Vanessa auf den letzten Metern im Auto, als sie gigantische Lentis über dem Kamm des Weserberglandes erkennen konnte. Diese Wolken ließen den Traum, einmal in der Welle zu fliegen, in greifbare Nähe kommen.
Doch kaum am Flugplatz angekommen, kamen die ersten Zweifel auf und die Enttäuschung war den rund 40 angereisten Piloten nahezu ins Gesicht geschrieben – es regnete aus Eimern und ein Strohhalm würde beim Loslassen senkrecht nach unten Fallen, so windstill war es. „Naja, zum Glück sind wir nicht die einzigen Verrückten, die diese Idee hatten.“ Scheinbar hatten sich 40 Piloten auf denselben Wetterbericht verlassen und wurden bitter enttäuscht. Während einer Frühstückspause in einem Café in Bad Oeynhausen wurde gespannt das Regenradar beobachtet, sodass man sich dazu entschloss, es um 13:30 Uhr erneut zu probieren.
In Windeseile wurden die ASW20 und der Duo Discus aufgerüstet und durch den schlammigen Lehmboden an den Start geschoben – „Es ist ja schließlich LuftSPORT!“ hörte man Kniesi schwer atmend scherzen. Jörg hatte den Tag zwischenzeitlich schon abgehakt und ließ seine „3E“ geschützt im Anhänger – es konnte ja keiner ahnen, was uns der Tag noch bescheren sollte…
Um 15:00 Uhr meldete sich der Duo Discus „Z2“ mit Andre und Vanessa startbereit, begleitet von dem Funkspruch des Towers „Start frei, momentan kein Wind!“. „Das sind ja beste Voraussetzungen für’s Hangfliegen“ gab Andre zu bedenken. Das Seil wurde eingeklinkt und die Winde zog den Flieger auf rund 400m. Danach ging es mit Rückenwind Richtung Hang. Für die Flachlandflieger vom LSVPH ist es immer wieder ein ungewohntes Gefühl auf eine Bergkette zuzufliegen und zu hoffen, dass die Varionadel Steigen anzeigt. Der Hang trug nur schwach mit 0,2 m/s Steigen und so musste sich Andre sehr konzentrieren und anstrengen, überhaupt in der Luft zu bleiben. Bereits nach dem Ausklinken hatte die Flugschülerin Vanessa, die kurz vor ihrem Scheinerhalt steht, festgestellt, dass es mitten über dem Platz auch steigt. Da direkt am Hang das Steigen fast noch schwächer war, probierte das „Z2“ Team gegen den Wind vorzufliegen, da sie hofften in eine Welle zu gelangen. Wer verstehen will, was eine Welle ist, sei folgende Animation sehr zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=nTY03T9ne_0. So schafften sie es auf 520 Meter zu steigen und flogen anschließend mit dieser Höhe gen Westen nach Lübbecke. Mittlerweile stieg es kontinuierlich, sodass der Duo bei der Ankunft am Kaiser-Wilhelm-Denkmal 680m hoch war.
„Guck mal Andre, da oben!“ hörte man Vanessa vom hinteren Sitz des Duos. Über der „Z2“ schienen gerade 7 Flugzeuge zu stehen und weiterhin zu steigen – darunter auch Ingo mit seiner „ISM“! ( Link zu Ingos Flug: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8213016 ) Der Bordrechner zeigte mittlerweile eine Windgeschwindigkeit von 102 km/h an und das Variometer piepste leise aber gleichmäßig mit 0,7 m/s. „Wir sind in der Welle man!“ freute sich Andre riesig bei diesem beeindruckenden AIRlebnis. Über ihnen schien auch die „ISM“ beim Fliegen gegen den 100 km/h schnellen Wind zu stehen. Während Ingo noch weiter bis auf 1300 m steigen konnte entschied sich das Team im Duo den Steuerknüppel nach vorne zu drücken um mit 200 km/h IAS und 100 km/h TAS Richtung Flugplatz Porta Westfalica abzusteigen – man wollte Jörg und Kniesi dieses Ereignis nicht entgehen lassen. ( Link zum Flug von Andre und Vanessa: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8212818 ) Auch unser Fluglehrer Jörg mit seinem Flugschüler Michael schaffte im Anschluss den Sprung in die Welle und stieg auf bis zu 800 m. Kurz vor Sonnenuntergang setzten die beiden mit tollen Eindrücken überglücklich auf der Piste „23“ auf. ( Link zum Flug von Jörg und Michael: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8212806 )
Auch wenn am Ende des Tages keine großen OLC-Kilometer oder gigantische Schnittgeschwindigkeiten vorzuweisen waren, war das Fliegen in der Welle für alle ein unvergesslicher Moment! Andre blieb über Nacht und wollte sein Glück am nächsten Tag erneut versuchen, doch leider sagte der Windenfahrer kurzfristig ab, sodass der Discus aufgrund mangelnder Erfahrung im F-Schlepp am Boden bleiben musste…
Das diese Tage Lust auf mehr gemacht hatten, stand außer Frage. So wurde bereits am Freitag ein Verlegen des Flugbetriebes nach Porta Westfalica geplant. Diesmal war die etwas erfahrenere Generation des Vereins vertreten – unser neustes Mitglied Martin Petz, der in seiner Zeit vor dem LSVPH die Alpen unsicher gemacht hatte und unser Fluglehrer Martin Deepen, der bereits Hangflug in Spanien und Frankreich gemacht hatte, teilten sich die LS4 „FR“.
Jörg baute dann am Samstag, den 24.10.2020, voller Motivation seine „3E“ auf, während Andre wieder die Duo Discus Crew bildete, dieses Mal aber mit unserem ältesten Mitglied Heinz und dem aus dem Vorjahr hangflugerfahrenen Co-Piloten Mathis.
Doch auch am Samstag sollte das Wetterglück nicht mit uns sein. Andre und Heinz ( Link zum Flug von Andre und Heinz: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8214952 ) mussten nach einer knappen halben Stunde ebenso wie Martin Petz mit der LS4 landen. „Wenn man nichts mehr sieht aufgrund des ganzen Regens und dann das FLARM noch ununterbrochen piept wird es definitiv Zeit zu landen!“ stellte Martin am Boden fest. ( Link zu Martins Flug: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8214234 ) Kurze Zeit später, nach Durchgang des Schauers, waren alle 3 Flieger des LSVPH wieder abflugbereit und wurden in Windeseile gen Himmel gezogen. Doch während Jörg den Schauerlinien geschickt ausweichen konnte und somit tolle 2 Stunden am Hang verbringen konnte ( Link zu Jörgs Flug: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8214942 ), hieß es für das Team Andre & Mathis ( Link zum Flug von Andre und Mathis: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8214967 ) sowie Martin Deepen ( Link zu Martins Flug: https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8214972 ) in der LS4 nach einer guten Stunde erneut zur Landung anzusetzen. Zu allem Überfluss hatte die Z2 technische Probleme mit ihrem Fahrtmesser, sodass ein erneuter Start am Nachmittag bei auffrischendem Wind und Sonne, zur Enttäuschung aller, nicht mehr möglich war.
An dieser Stelle müssen wir noch einmal ein großes Dankeschön aussprechen: An den LSVPH für das Ausleihen der Flugzeuge, die fleißigen Fahrer, an das Porta Team und ganz besonders an Lennart Nerge, der Andre mit Rat und Tat per WhatsApp zur Seite stand! Vielen lieben Dank, ohne euch wäre eine so coole Aktion nicht möglich!
Wir hoffen beim nächsten Mal auf noch besseres Wetter mit stärkerem Wind und weniger Regen. Dass es ein nächstes Mal gibt, steht außer Frage, denn für alle Mitgefahrenen war es zwar ein kurzes, aber eindrucksvolles AIRlebis! „Aus Sicht eines Flugschülers hat der Ausflug an den Hang trotz des anfänglichen Wartens viel Spaß gemacht. Gerade weil es eine ganz andere Art des Fliegens als bei uns am Platz ist. Dadurch habe ich wieder einmal gemerkt, wie viele Möglichkeiten und Facetten das Segelfliegen bietet. Ich hatte zwar am Tag davor gehofft, dass wir viele OLC-Kilometer am Hang auf- und abfliegen, was wir anfangs auch versucht hatten, aber meine Erwartungen wurden dann doch übertroffen und wir haben den Einstieg in die Welle gefunden! Ich finde es super, dass wir Flugschüler zu solchen Events mitgenommen werden, das motiviert noch mal zusätzlich!“