Surwold. Kaltluft, ein strammer Westwind und die nötige Portion Sonnenschein bescheren am vergangenen Wochenende den Streckenflieger des LSV Papenburg-Hümmling e.V. traumhafte Segelflug-Bedingungen – „und das bereits überaus früh im Jahr! Irgendwie ist das Wetter schon 4 Wochen weiter?!“ fasst der Sportleiter des LSVPH, Andre Ackermann, das Wetter zusammen. „Endlich mal rechtzeitig“, wie der ein oder andere ambitionierte Aeronaut meint, treffen sich am Sonntag insgesamt 9 LSVPHler bereits um 10:00 Uhr auf dem Surwolder Steinberg um die ersten Überlandflüge der noch jungen Saison 2024 zu absolvieren. Rasch gesellt sich Anhänger an Anhänger an der Startstelle.
„Jeder hilft jedem, jeder packt mit an! Das greift hier Hand in Hand!“ freut sich Ingo Zdralik über die Unterstützung anderer Mitglieder. „Es ist wirklich super, dass man einen Simon oder einen Jan anrufen kann, wenn es personell mal eng wird. Mit Richard haben wir ohnehin schon den besten Windenfahrer in unseren Reihen!“ ergänzt sein Sohn Moritz. Ein kurzes Feldbreafing samt Wetterinfos und möglichen Flugrouten, dann konnte es auch schon losgehen!
Für unseren Flugschüler Robert sollte es der erste längere Überlandflug werden. Gemeinsam mit Andre machte er es sich deshalb im Cockpit des vereinseigenen Hochleistungsdoppelsitzers vom Typ „Duo Discus“ so bequem, wie es nunmal geht (das dies schwieriger getan als gesagt ist, sollte sich am Nachmittag noch herausstellen). Kurze Zeit nachdem die beiden in der Luft waren, gesellte sich auch Moritz mit seiner ASW 20 „ZL“ dazu. „So recht hochkommen wollten wir beide aber nicht!“ resümierte Moritz am Abend. „Erst als Ingo in seiner „ISM“ den ersten richtig guten Bart des Tages für uns markierte hieß es: The Race Is On!“ ergänzte ihn Andre.
Als nächstes folgten dann Mario in seinem Ventus bT „MB“ und (nach ein paar technischen Pannen bei der Winde) zeitversetzt auch Vereinspräsident Jörg Ackermann mit seinem Discus 2cT „3E“. „Es ist schön zu sehen, wie groß die Begeisterung für den Streckensegelflug in unseren Reihen ist! Wenn wir diese Beteiligung Wochenende für Wochenende auf die Beine gestellt bekommen, steht dem Aufstieg in die 2. Segelflug-Bundesliga nichts mehr im Wege!“ motiviert Jörg. Während Andre und Robert erst einmal gegen den Wind bis an die holländische Grenze vorflogen, wählte Mario den ersten Schenkel gen Osten mit Rückenwind.
Alle Teams genossen an diesem Tag das fantastische Wetter im norddeutschen Flachland – „der doch recht stramme Westwind mit um die 40 km/h tat sein übriges und sorgte dafür, dass sich tolle tragende Wolkenstraßen ausbildeten. Sportleiter Andre erklärt: „Wenn wir den energiereichen Linien unter diesen Wolkenstraßen folgen, so brauchen wir nicht in Aufwinden zu kreisen. Ergo verlieren wir keine Zeit, sondern steigen im Geradeausflug – das macht sichtlich schnell!“.
Wie schnell zeigt ein Blick in die Wertung am Abend: Mit 94 bzw. 95 km/h erflogen Mario und das Team „Andre & Robert“ die schnellsten Schnittgeschwindigkeiten der LSVPHler. Nach einem kurzen Jojo zwischen dem Bremer Luftraum und der holländischen Grenze flog Mario später noch nördlich an Bremen vorbei, über die Weser hinweg bis kurz vor Lauenbrück, nördlich von Rotenburg-Wümme. „Am Ende habe ich leider nicht damit gerechnet, schon am frühen Nachmittag in 800m den kompletten Anschluss an die Thermik zu verlieren. Gegen den Wind sind dann leider auch die erreichbaren Wolken sehr weit weg…“ fasst Mario die letzten 20 Minuten des Fluges zusammen. Mit 398 km erflog er die größte Strecke der LSVPHler [Link zum Flug].
Eine ähnliche Route wählte auch das „Duo im Duo“ mit Andre und Robert – nach ihrer Wende an der holländischen Grenze ging es mit Rückenwind unter den Luftraumdeckel von Bremen bis nach Tarmstedt und wieder zurück. „Leider standen die schönsten Wolkenstraßen im Luftraum von Bremen… Wir haben es daher in Kauf genommen, dass wir nur auf 1060m Höhe steigen durften, da wir wenigstens die Wolkenstraßen nutzen konnten“ berichtet Robert. „War aber schon schöner, als wir nicht mehr unter dem Deckel waren und endlich auf 1800m steigen konnten“ ergänzt ihn sein Pilot Andre. Am Ende musste der Flug nach 4 Stunden Flugzeit „abgebrochen“ werden, da der Rücken nicht mehr mitmachte. „Das war trotzdem einfach klasse! Kann ich jedem nur wärmstens empfehlen! Und ein Sitzkissen, das kann ich auch jedem empfehlen“ motivierte Robert abends in der Flugschüler-WhatsApp-Gruppe [Link zum Flug].
Michael hatte am Morgen ein 300 km Dreieck mit den Wenden über dem Flugplatz Höpen in der Lüneburger Heide und dem Örtchen Lindern deklariert. „Das Kreuzen der Wolkenstraßen kostete einiges an Zeit. Dennoch ist es immer wieder ein tolles Gefühl eine selbst-gesteckte Aufgabe erfolgreich zu umfliegen!“ berichtet Michael. Am Ende setzte die Stemme S10-VT nach 327 km und knapp 5 Stunden Flugzeit wieder auf der Homebase „Westerstede-Felde“ auf [Link zum Flug].
In der Zwischenzeit war das Vater-Sohn-Gespann mit ihren ASW 20igen auf dem „Emsland-Heide-Highway“ zwischen holländischer Grenze und Varrelbusch unterwegs. „Wie an einer Perlenschnur!“ beschreibt Moritz den zwischenzeitlichen Blick ins Live-Tracking. „Heute war die Welt, und ganz besonders halb Holland, bei uns zu Gast! Das beste Wetter war heute einfach genau über dem Surwolder Steinberg!“ ergänzt ihn Vater Ingo.
Die 168 km in etwas über 4 Stunden Flugzeit war Moritz‘ bisher längster Flug auf seiner neuen ASW 20 „ZL“. „Ich bin super happy, wie es heute gelaufen ist! Ich muss mich zwar erstmal an den Vogel gewöhnen, aber das wird!“ blickt Moritz zuversichtlich auf seine erste Teilnahme bei den Bezirksmeisterschaften Anfang Mai [Link zum Flug]. „Nur bei den Vorfluggeschwindigkeiten kann ich noch nicht mit meinem Vater mithalten“ schmunzelt er über die nicht selten 200 km/h Ground-Speed seines Vaters. Ingo flog die Schenkel etwas weiter aus und knackte somit die 200-km-Marke mit Leichtigkeit. „Nächstes Mal vergesse ich hoffentlich die Pinkeltüten nicht, dann wird’s auch was mit den 300 km!“ begründet Ingo seine „verfrühte“ Landung mit einem Lächeln [Link zum Flug].
Nachdem Samstag die Flugschüler von ihren Fluglehrern Martin Deepen und Jörg Ackermann auf Herz und Nieren geprüft wurden, stand der Sonntag dank des Teams um Windenfahrer Richard, Flugleiter Simon und Starthelfer Jan ganz im Zeichen des Strecken-Segelfluges. „Euch gilt ein riesiges Dankeschön, denn ohne euch wären wir heute nicht in die Luft gekommen!“ zeigten sich die LSVPH-Streckenflieger am Abend dankbar!
Einen kleinen Ausblick gibt Andre dann auch noch: „Wir sind super zufrieden mit dem Saisonbeginn, sind gut im Training für die Bezirksmeisterschaften in 3 Wochen und haben momentan einen tollen sportlichen Team-Spirit! Wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Wochenende!“