Die diesjährigen Bezirksmeisterschaften (BZM) Weser-Ems im Streckensegelflug fanden vom 12. bis zum 21. Mai auf dem Flugplatz des LSV Wittlage e.V. in Bohmte / Bad Essen statt. Von den 40 angemeldeten Flugzeugen stammten alleine 6 vom Surwolder Steinberg. Mit 9 Piloten des LSVPHs und einer rund 20 köpfigen Crew bildete unser Verein damit eines der größten Teams. Am Ende konnte sich unser Langstreckenpilot Martin Petz mit seiner Antares 20E „BL“ gegen die hochkarätige Konkurrenz aus ganz Niedersachsen durchsetzen und den Titel „Bezirksmeister Weser-Ems 2023 der gemischten Klasse“ nach Surwold holen – herzlichen Glückwunsch!
Das Wetter meinte es gut mit den 50 Pilot*innen aus insgesamt 13 unterschiedlichen Vereinen, sodass an 6 von 8 möglichen Wertungstagen geflogen werden konnte – laut den Veranstaltern „typisches Wetter für Bohmte halt“! Tags zuvor wurden mit Tauchpumpen die aufgrund der anhaltenden Niederschläge der vergangenen Tage und Wochen entstandenen Seenlandschaft auf der Landebahn und dem Campingplatz entfernt.
So begannen die meisten Tage morgens bereits um 7:00 Uhr mit dem Aufrüsten und Checken der Flugzeuge. Die Batterien für den Bordstrom werden eingebaut, das eigene Navigationsgerät mittels Saugnapf im Cockpit befestigt sowie Essen und Trinken verstaut – das reduziert das Stresslevel vor dem Start und trägt somit zur Sicherheit aller bei!
Bei dem sogenannten Briefing, welches meist um 10:00 Uhr, also noch vor dem Einsetzen der Thermik, abgehalten wurde, wurde von der Wettbewerbsleitung entsprechend der Wettervorhersage eine Strecke vorgegeben. Der Rundkurs, den die Teilnehmer in der kürzest möglichen Zeit und damit mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit zu absolvieren haben, wird über Koordinaten abgesteckt. Ähnlich wie beim Segeln geschieht das in Form von Wendepunkten, die z.B. Flugplätze, Autobahndreiecke oder aber auch markante Punkte wie Sendemasten sein können. Jedes Flugzeug ist mit einem speziellen, zugelassenen GPS-Logger ausgestattet, welcher sekündlich die Koordinaten des Flugweges, die Flughöhe und die Geschwindigkeit aufzeichnet – der ein oder andere kennt dies vielleicht von geläufigen Jogging-Apps. Anhand dieser Aufzeichnung wird der Flug anschließend digital ausgewertet und über einem nicht all zu leicht verständlichen Schlüssel die Distanz, die Geschwindigkeit und ein Leistungsindex miteinander zu einer Punktzahl verrechnet.
Bereits der erste Wertungstag (13. Mai 2023) hielt für die angetretenen Pilot*innen mit einer zu fliegenden Distanz von 317,73 km eine beachtliche Aufgabe bereit – Martin Petz absolvierte diesen Rundkurs in 2 Stunden und 45 Minuten und erzielte damit eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 115,51 km/h. Mario Hölscher (Platz 11), das Team Ackermann & Schwarte (Platz 18), das Vater-Sohn-Gespann Hölscher (Platz 23) und Jörg Ackermann (Platz 24) konnten dem Tageszweiten Petz nur schwer folgen [Ergebnisse des 1. Wertungstages].
Nachdem man am Vortag die Lüneburger Heide rund um Hoepen (südlich Hamburg), Celle-Arloh und Nienburg-Holzbalge unsicher gemacht hatte [Aufgabe 1. Wertungstag], ging es am Folgetag in für die LSVPHler bekannte Fluggebiete – eine 341,95 km lange Racing-Task mit Wendepunkten über Porta-Westfalica am Wiehengebirge, Ahlhorn, einem kleinem UL-Platz namens Metelen nordwestlich von Münster und Nordhorn-Lingen wurde ausgeschrieben [Aufgabe 2. Wertungstag]. Während Martin Petz den Heimvorteil ausspielen konnte und mit 114,01 km/h den Tagessieg einfuhr, mussten sich die restlichen Surwolder im Mittelfeld einordnen (Platz 12, 15, 16 und 23) [Ergebnisse des 2. Wertungstages].
Nachdem der Wertungstag 3 und 4 für die gemischte Klasse neutralisiert wurde, versuchte man am 4. Wertungstag wenigstens noch für die Clubklasse eine Mindestwertung zustande zu bringen – mit Erfolg [Aufgabe 4. Wertungstag]! Einige Piloten kämpften sich gegen den strammen Wind vor, Marcel Kocks vom LSV Lingen erreichte sogar nach 222,33 km den Flugplatz Bohmte wieder. Um aufgrund des wechselnden Wetters mit starken Winden keine Außenlandung zu riskieren, genoss Thorsten Ackermann stattdessen die Aussicht aus 1800m Höhe über dem Teutoburger Wald [Ergebnisse des 4. Wertungstages].
Am 17. Mai ging es dann für beide Klassen mit gewohnt großen Aufgaben weiter – der Wetterbericht stellte gute Streckenflugbedingungen rund um den Luftraum von Münster in Aussicht, sodass die LSVPHler mit den Wendepunkten Detmold im lippischen, hügeligen Land, Wesel-Roemerwardt am Rhein und Rheine neue fliegerische Gegenden erkunden durften [Aufgabe 5. Wertungstag].
„Man, waren Mike und Malte schnell!“ musste Martin Petz beim abendlichen Blick in die Wertung feststellen. Mit 111,92 km/h reichte es wie am Tag 1 „nur“ für den 2. Platz. Die Top 5 komplettierte das Duo aus den zwei Venten von Mario Hölscher und Lucas Hugenberg vom Nachbarverein SFV Aschendorf-Herbrum e.V. Mit rund 98 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit konnten sie den Großteil des Teilnehmerfeldes hinter sich lassen [Ergebnisse des 5. Wertungstages].
Die Spreu vom Weizen trennte dann der Folgetag – der Wetterbericht versprach erneut gute Wolkenthermik, jedoch lösten sich diese Wolken ab 12:00 Uhr kontinuierlich auf, sodass die meisten Pilot*innen nach der ersten Wende über Oldenburg-Hatten Blauthermik suchen und finden mussten, statt unter Wolkenstraßen entlang zu gleiten. „Ich wollte eigentlich gar nicht erst losfliegen, sondern die Aufgabe boykottieren und direkt wieder landen. Die Steigwerte waren unrund, die Basishöhe mit 1000 Metern nicht besonders hoch und die Wolken wurden zusehends weniger“ resümiert Andre Ackermann am Abend den vergangenen Flugtag.
Die Aufgabe von 379,40 km Länge [Aufgabe 6. Wertungstag] schien damit für den ein oder anderen nahezu unmöglich zu sein. So drehte das Team Ackermann & Knies nach der 2. Wende über dem UL-Platz Metelen Richtung Heimat ab und gaben somit die Aufgabe auf – aufgrund des starken Windes und der nachlassenden Thermik mussten sie 30 km vor Bohmte auf dem Flugplatz Achmer landen.
Ähnlich erging es auch Jörg Ackermann und den Hölschers, die beide unter Einsatz ihrer Hilfsmotoren zum Flugplatz Bohmte zurückkehren mussten. 12 der 25 Maschinen schafften die Aufgabe dennoch, dabei war Martin Petz mit einer Flugzeit von etwas über 4 Stunden der Tagesschnellste [Ergebnisse des 6. Wertungstages].
Für den letzten offiziellen Wertungstag am 19. Mai war dann noch einmal „Bohmter Hammerwetter“ angekündigt, sodass mit 454,99 km Länge die größte Aufgabe des Wettbewerbs ausgeschrieben wurde [Aufgabe 7. Wertungstag].
Wie Diana von der LSRG Nordhorn (Discus 2b „D2“) und der Arcus M vom SFC Melle-Grönegau, flogen die Aufgabe an diesem Tag viele Teilnehmer im engen Verband – das Team Ackermann & Schwarte konnte den Bückeburger Duo Discus „Y2“ nach einer Fehlentscheidung leider nur noch von unten nachsehen…
Etwas übermotiviert und auch etwas geschlaucht von den vergangenen Flugtagen machte das Team Ackermann & Knies einige Fehler, sodass sie bereits nach 1 1/2 Stunden eine Außenlandung im lippischen Land durchführen mussten.
Wesentlich besser machte es der Rest der LSVPHler, denn unter der Top10 waren 3 Piloten vom Surwolder Steinberg zu finden. Mario Hölscher in seinem Ventus bT mit 15 Metern Spannweite stand seinem Bruder und seinem Vater in der Stemme S10 mit 23 Metern Spannweite in nichts nach und war nur 0,21 km/h langsamer [Ergebnisse des 7. Wertungstages].
Bei der letzten BZM in Bohmte im Jahr 2006 traten Michael Hölscher und Jörg Ackermann auch schon an – damals noch mit der ASW24E „MM“ und der vereinseigenen LS4 „FR“. Bei der BZM 2006 in Bohmte dominierte schlechtes Wetter mit Regen und Wind, sodass sogar die zwei als „fliegbar“ erwarteten Wertungstage neutralisiert wurden [Bericht BZM 2006 in Bohmte].
Die LS4 „FR“ flog in diesem Jahr Jörgs Bruder Thorsten Ackermann und erzielte in der Clubklasse am Ende den 11. Platz bei der BZM [Gesamtwertung BZM Clubklasse] und den 6. Platz bei dem integrierten Manfred-Krebs-Gedächtnisfliegen [Gesamtwertung MKF Clubklasse].
Jörg Ackermann musste sich aufgrund technischer Probleme am Ende mit Platz 25 in der gemischten Klasse BZM zufrieden geben, dennoch konnte er während der 10 tägigen Meisterschaft über 1300 Streckenflugkilometer erfliegen.
Sein Sohn Andre flog gemeinsam mit seinen Co-Piloten Jan Schwarte und Michael Knies im vereinseignen Duo Discus „Z2“ auf Platz 23.
Gleiches Bild ergab sich auch bei der Familie Hölscher, wo Mario Hölscher den 11. Platz und Marcel & Michael Hölscher den 17. Platz belegte. Der Sportleiter der BZM 2022, Martin Petz, war zwar ein BZM-Debütant – allerdings einer mit großem Potential! Er konnte sich am Ende mit 4838 Punkten gegen den aufstrebenden Christopher Hanson vom LSV Schneverdingen e.V. (4554 Punkte) und Andreas Wiecker vom LSV Quakenbrück e.V. durchsetzen und gewann somit die Bezirksmeisterschaft Weser-Ems 2023 in der gemischten Klasse – herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung! [Gesamtwertung BZM Gemischte Klasse]. Die Clubklasse gewann Marvin Roder vom FSC Hannover vor Felix Vaske vom LSV Cloppenburg e.V. und Marcel Kocks vom LSV Lingen e.V..
Nachdem im vergangenen Jahr wir, der LSV Papenburg-Hümmling e.V., der Ausrichter dieses lokalen Streckenflugwettbewerbs waren [Abschlussbericht BZM 2022], können wir den zeitlichen Aufwand und das Engagement des LSV Wittlage e.V. nur wertschätzen. Neben den Piloten und Pilotinnen auch an die 100 Helfer*innen, Rückholer*innen, Freund*innen und Familienmitglieder in Bohmte begrüßen zu dürfen, ist mit einer Menge Organisation und Teamgeist verbunden.
Neben allem sportlichen Ehrgeiz konnte auch die Gelegenheit genutzt werden um die freundschaftlichen, ja fast schon familiären, Beziehungen zwischen den Vereinen und ihren Mitgliedern zu pflegen und neue Freundschaften aufzubauen. Dem Urlaubsanspruch wurde man bei Kaffee & Kuchen oder beim gemeinsamen Grillen am Abend mehr als gerecht.
Liebes Team vom LSV Wittlage e.V.,
Wir möchten euch an dieser Stelle erneut für den hervorragend organisierten Wettbewerb, die tollen T-Shirts, das leckere Essen, die passend ausgelegten Aufgaben, die Koordinierung des Griddings, die Organisation der Infrastruktur und so viel mehr danken!
Am kommenden Wochenende nimmt dann der Ausbildungsbetrieb auf dem Surwolder Steinberg wieder seinen Betrieb auf und auch in der Landesliga gilt es den Tabellenplatz 1 [Landesliga Tabelle] zu verteidigen. Auch Gastflüge und das Einlösen von Gutscheinen ist ab dem kommenden Wochenende wieder möglich!