Am Wochenende des 11. und 12. Junis stand die 9. Runde der diesjährigen Landesliga-Saison an. Die Wetterprognosen waren bereits frühzeitig sehr vielversprechend, sodass es nicht verwunderlich war, dass am Samstag Morgen deutlich früher als sonst die ersten Mitglieder des LSVPH auf dem Steinberg eintrafen. Gemeinschaftlich wurde die Halle ausgeräumt, die Flugzeuge mit Batterien und Fallschirmen ausgerüstet und die Winde aufgebaut. Auch die Streckenflieger um Ingo Zdralik, seinen Sohn Moritz und jugendgruppenleiter Andre Ackermann waren hochmotiviert und rüsteten die Privatflieger auf.
Als Erster stand Moritz Zdralik mit dem vereinseigenen Astir CS Jeans am Start und ließ sich von unserem treuen Windenfahrer Kniesi in die Luft ziehen. Am verbleibenden Seil machte sich sein Vater Ingo startbereit. Während Moritz sich dem starken Wind und den zerissenen Aufwinden geschlagen geben musste konnte Ingo in gut 230m Höhe noch den rettenden Aufwind finden und sich bis an die Wolkenuntergrenze kurbeln.
Im Anschluss startete auch Andre. Er fand direkt einen guten Aufwind, stieg auf 700m Höhe und testete im Anschluss den Hilfsmotor. Nachdem auch er an der Wolkenunterkante angekommen war schaltete er das Triebwerk ab und begann mit dem Wertungsflug. Hatte ihn sein Vater und Fluglehrer Jörg noch am Morgen für die Idee nach Schleswig-Holstein fliegen zu wollen belächelt, so liebäugelte auch Ingo mit einer „Nordtour im Norden von Bremen“. Zeitgleich machte sich ein weiteres Vater-Sohn-Gespann auf in das Rennen um die wichtigen Punkte in der Landesliga – Marcel und Michael Hölscher starteten von Westerstede aus mit ihrer Stemme S10 und nahmen Kurs in Richtung holländische Grenze auf. Ihr Plan war es erst einmal dem Westwind zu strotzen, gegen diesen anzufliegen und im Anschluss schnelle 2 ½ Stunden mit Rückenwind gen Osten zu fliegen. Der Plan ging auf. Unter tollen Wolkenstraßen kam die Stemme so richtig auf Fahrt, sodass der 142,73 km lange erste Schenkel innerhalb von 1 Stunde und 2 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 139,14 km/h absolviert wurde.
Währenddessen nahm Ingo den Kurs in Richtung Süden auf, seine erste Wende sollte der Flugplatz Nordhorn-Lingen sein. Andre flog stattdessen gen Nordosten und fand sich schon bald tief über der Weser wieder.
Ingo flog derweil in einem Höhenband von 750m bis 1100m weiter nach Nordhorn. Nach seiner Wende dort spannte er das Dreieck auf mit seiner nächsten Wende über Großenkneten nördlich von Ahlhorn. Die Hölschers wendeten tief in der Heide, kürz vor Lüneburg und machten sich nun auf den Heimweg gegen den 35kmh/h starken Wind. Andre musste zwischenzeitlich seine Wende über Schleswig-Holstein verwerfen, denn nachdem die Basis über der Elbe auf 900m abgesunken war, tat sich im Anschluss ein blaues Loch auf, dass eine Gleitstrecke von etwa 40km verlangt hätte.
Stattdessen wendete er und flog unter dem Luftraumdeckel Hamburgs gen Süden – nächster Halt: Hodenhagen! Nachdem Andre dort nicht ganz bis an die Wolkenunterkante steigen konnte kam er erst um 16:00 Uhr wieder los – „zu spät“ resümierte Andre später im OLC. Zwar luden tolle Wolkenstraßen hinter Hoya zum kreislosen Geradeausflug ein, jedoch waren es von Hodenhagen bis nach Surwold exakt 140 km und der Wind stand direkt auf der Nase. Um 17:51 Uhr musste Andre sich dann geschlagen geben und „zündete den Turbo“. Mithilfe des Hilfstriebwerks ging es die letzten 50km mit Motorunterstützung von Twistringen zurück zum Steinberg. Michael und Marcel hatten die Wende früher angegangen und landeten somit bereits eine halbe Stunde eher um !7.22 Uhr in Westerstede. Ingo konnte sich im abbauenden Wetter noch einmal auf 1100m über Garrel hochschrauben und im Anschluss zurück gleiten. Am Ende konnten die Hölschers ganze 474,86 km mit einem 94,71 km/h Schnitt, über die schnelssten 2 1/2 Stunden sogar 118,1 km/h, verbuchen [Link zum Flug]. Ingo trug mit seinen 218,74 km und 60,62 km/h ganze 65,13 Punkte in die Speed-Wertung ein. Mit 59,84 Punkten musste Andre aufgrund des Motoreinsatzes einige Punkte einbüßen, nichtsdestotrotz reichte sein 379,91 km langer Flug für den 2. Rundenplatz am Sonntag Abend. Die Begeisterung über dieses Ergebnis war riesig!
Wie breit aufgestellt und wie beliebt der Streckensegelfug im LSV Papenburg-Hümmling ist, stellten am Sonntag dann drei neue Piloten*innen unter Beweis: Die Youngsters Moritz und Vanessa mit den vereinseigenen Flugzeugen LS4 und Astir wurden vor dem Start mit Tipps von den ebenfalls fliegenden, erfahrenen Streckenpiloten Jörg Ackermann und Martin Petz versorgt. Als Erster startete Martin Petz. Sein Gedanke vor dem Flug: „Die erste Wende setze im Westen, bis ich nicht mehr weiter komme wegen des Wetters oder aufgrund von Lufträumen und dann geht’s in den Osten, ebenfalls bis ich nicht mehr weiter komme wegen des Wetters oder aufgrund von Lufträumen“. Gesagt – getan! Die erste Wende führte Martin in sein neues „Heimat“-Land, die Niederlande. Nach seiner Wende südlich von Emmen (NL) ging es, ähnlich wie bei Michael und Marcel am Vortag, mit Rückenwind gen Osten. „Die ersten 1 ½ Stunden habe ich nicht gekreist“ erklärt Martin seinen Kurbelanteil von exakt 0 % auf den ersten beiden Schenkeln über insgesamt 155km. Währenddessen waren auch der Neu-Scheininhaber Moritz mit der „FR“ in der Luft und tastete sich in Richtung Dörpen vor. Vanessa war schon kurz vor’m Aufgeben, jedoch fand sie im dritten Anlauf einen guten Aufwind und flog fortan im Team mit Moritz. Jörg startete als letzter und nahm sich scheinbar den Flug von Ingo am Vortag als Vorbild, schließlich nahm auch er den direkten Kurs nach Nordhorn-Lingen auf.
In der Zwischenzeit wendete Martin am Bremer Luftraum und flog kurze Zeit mit dem Discus 2cFES vom OVFL aus Achmer zusammen, ehe er weiter gen Westen flog. Tolle Wolkenstraßen markierten den Weg, während von Süden immer mehr ein abschirmendes Wolkenband den Wetterraum beeinflusste. Während südlich des Platzes die Wolken immer weiter zerfielen und Moritz nach 3,87 km zur Landung zwangen [Link zum FLug], konnte man im Norden noch gut fliegen. Ärgerlicherweise wurde Vanessa von technischen Problemen ereilt, nachdem sie sich aus 350m an der Position wieder hochgeschraubt hatte – die Batterie und somit auch ihr Kollisionswarngerät fiel aus. Die verantwortungsbewusste Pilotin entschied sich somit gezwungenermaßen zur Landung. Jörg flog zurück in Richtung Friesoythe und erkundete im Anschluss noch etwas den Norden. Martin wendete mit seiner BL bei De Voorst (NL) an der Westküste Hollands und machte sich dann um 16:05 Uhr auf den Rückweg. Tolle optische Eindrücke konnte Martin von diesem zuvor noch nicht von LSVPH-Piloten*innen beflogenen Gebiet sammeln!
Leider musste Jörg 8km vor dem Platz ebenso wie sein Sohn am Vortag den Motor zur Hilfe nehmen – „ärgerlich, aber die Sicherheit geht vor!“. Er landete nach 209,07 km um 17:00 Uhr wieder auf dem Steinberg [Link zum Flug]. Nachdem schon alles wieder in der Halle verräumt wurde meldete sich dann auch Martin mit seiner Antares 20E im Funk – 595,08 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 105,43 km/h hatte er auf dem Rechner stehen. An die schnellsten 2 1/2 Stunden von Michael und MArcel vom Vortag kam er mit seinen 117,29 km/h nicht mehr heran [Link zum Flug].
Leider war das Wetter in der Lüneburger Heide am Sonntag noch besser, Wolkenstraßen und höhere Basishöhen trieben die Schnittgeschwindigkeiten in die Höhe. Am Sonntagabend mussten die LSVPH-Piloten*innen etwas enttäuscht feststellen, dass sie auf Platz 6 gerutscht sind [Link zur Rundenwertung]. Allerdings ist zu bemerken, dass nur die Vereine mit direktem Anschluss an die Lüneburger Heide schneller waren, im Emsland und westlichen Niedersachsen konnte an diesem Wochenende niemand den Surwoldern das Wasser reichen! Am Ende des Tages rangieren wir derzeit auf dem 8. Gesamtplatz [Link zur Gesamtwertung]. In der U25 Juniorenwertung haben Andre und Moritz den 5. Platz erzielt und konnten somit auf Platz 4 in der Gesamtwertung vorrücken – der Nachwuchs ist hochmotiviert! [Link zur U25 Gesamtwertung]
Auch im Ausbildungsbetrieb können wir derzeit große Fortschritte bzw. Zugewinne verzeichnen – wir sind froh mit Ruprecht, Jan, Malte und Julian 4 neue Flugschüler bei uns im Verein zu haben und euch die Schönheit und den Reiz dieser Sportart näher bringen zu dürfen. Unser Fluglehrer-Team erwartet ebenso Zuwachs, denn der auf dem Steinberg ausgebildete und nach München „ausgewanderte“ Segelflugpilot Lucas Hugenberg kehrt mit frischer Fluglehrerberechtigung auf den Steinberg zurück – wir freuen uns sehr, dass du uns treu geblieben bist und wird dich und deine gute Laune wieder zurück auf dem Steinberg haben, Lucas!
Unsere Fliegernachbarn von der Alten Ems waren derweil am vergangenen Wochenende auf dem Gelände des Forum Alte Werft in Papenburg und stellten dort ihren Schulungsdoppelsitzer, der auf den Namen „Papenburg“ hört, aus! Wir hoffen, dass sich viele Interessierte euer schönes Flugzeug angesehen haben und sich für den Luftsport begeistern lassen haben! Wer die „Alten Emser“ mal in Action erleben will, der kann gerne in der Woche noch auf dem Flugplatz Alte-Ems vorbeischauen – derweil findet dort mit dem OVFL Achmer ein Kunstfluglehrgang statt. Ab Samstag beginnt bei uns auf dem Steinberg dann das zweite Großevent des Jahres statt. Wir erwarten ab Freitag Abend etwa 70 Motorschirm-Piloten*innen und ihre Helfer zum 2. Motorschirmtreffen Emsland! Auch dieses Event ist sicherlich einen Besuch bei uns auf dem Steinberg wert!