Am vergangenen Wochenende konnte an die erfolgreichen vorherigen Wochenenden angeknüpft werden, denn sowohl in dem Schulungsbetrieb als auch in der Landesliga konnten wieder einmal beachtliche Fortschritte erzielt werden. Die Hochdruckwetterlage der vergangenen Tage und Wochen hielt sich hartnäckig, sodass am Samstag bereits um 10:00 Uhr die Hallentore am Surwolder Steinberg aufgeschoben, die Flieger gecheckt und für den Flugbetrieb vorbereitet wurden.
Nach seinem erfolgreichen Landesliga-Debüt (wir berichteten hier) war Moritz hochmotiviert die nächsten Schritte in seiner Streckenflug-Karriere anzugehen, sodass er den Hochleistungsdoppelsitzer „Duo Discus“ aufrüstete um die Typeneinweisung auf dieses Flugzeug fortzuführen. Sein Vater Ingo rüstete die ASW20 „ISM2“ auf und bereitete einen weiteren Ligaflug vor. In der Zwischenzeit startete Michael in der Stemme S10 „TX“ in Westerstede und nahm den Kurs Richtung Schleswig-Holstein auf.
Um kurz nach 12 ging unser neuester Schnupperer Robert gemeinsam mit seinem Fluglehrer Martin per Windenstart in die Luft. Flugschüler Richard genoss im Anschluss einen rund 40 minütigen Thermik-Schulungsflug über dem Surwolder Steinberg. Mit einem breiten Grinsen berichtete er am Abend davon: „Ich habe fast ganz alleine Thermik geflogen und es lief echt gut – ich konnte auf 1300m Höhe steigen, das war schon ein echter Erfolg!“.
Robert und Martin gelang es bei ihrem zweiten Start dann auch Thermik zu finden, sodass sie ganze 45 Minuten oben bleiben konnten. „Das war für mich als Neuling eine ganz neue Dimension – wirklich ein tolles Gefühl die Kraft der Thermik am eigenen Körper zu spüren!“ resümiert Robert nach der Landung. „Segelfliegen ist halt mehr, als nur Platzrunden“ erklärt ihm sein Fluglehrer Martin.
Da die Thermik aktiv zu seinen schien, starteten im Anschluss die Liga-Piloten Ingo und Simon zu ihren Wertungsflügen. Während Simon am Anfang sich noch schwer tat über 1000m zu steigen, konnte er im Nachmittagsverlauf noch die 2000m Höhenmarke ankratzen. Sein Flug führte ihn ringsherum entlang der umliegenden Dörfer und Ortschaften Neubörger, Hilkenbrock, Sögel und Neudörpen.
Mit 112,20 km und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 42,92 km/h war dies Simon’s bisher weitester Flug, der in der Landesliga 32.94 Speed-Punkte und in der OLC-Rookie-Wertung Platz 31 von 45 einbrachte [Link zum Flug] – herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung! Jan Schwarte konnte dank seines Durchhaltevermögens in der Blauthermik am Samstag seine Stunden für die Gastflugberechtigung erfliegen und freut sich seither auf die Mitnahme von Freunden, Familie und Kommillitonen – herzlichen Glückwunsch zu diesem weiteren Meilenstein!
Auch wenn dem OLC-Kommentar vernommen werden konnte, dass „im Blauen fliegen nicht meine (Ingo’s) Welt“ ist, konnte er mit seinem 146,64 km langen Flug dennoch stolze 50.66 Speed-Punkte in die Wertung einbringen. Ingo flog dafür ein mustergültiges, mit Lineal gezogenes Dreieck mit den Wenden über Ahlhorn und Quakenbrück [Link zum Flug].
Michael folgte indes den verlockenden Wolken über Ostfriesland Richtung Schleswig-Holstein. Die OLC-Satellitenbilder zeigen eindeutig, dass dies der einzige Wetterraum mit Wolken war.
Nicht verwunderlich war es also, dass Michael so unter den Wolkenstraßen schneller vorfliegen und seinen Kurbelanteil reduzieren konnte. Nach der Wende kurz vor Kiel ging es für ihn wieder zurück in Richtung Westerstede.
Optisches Highlight war sicherlich der Endanflug aus 1600m Höhe von Nordenham bis nach Westerstede, bei dem Michael dauerhaft das Küstenpanorama unter seiner Fläche hatte. Mit diesem 363 km langen Flug konnte Michael das Landesliga-Trio mit 78.66 Speed-Punkten komplettieren [Link zum Flug].
Der darauffolgende Sonntag versprach erneut mäßig bis gutes Streckenflugwetter, sodass mit Martin Petz, Andre und Jörg erneut drei Landesliga-Piloten in der Landesliga mitmischen wollten – „Nach gestern liegen wir auf Rundenplatz 3, da geht noch was!“ motivierte Martin am Sonntagmorgen. Nachdem Moritz weitere Typen-Einweisungsflüge auf dem Duo Discus machte, konnte das Schüler-Lehrer-Gespann aus Emmanuel und Thorsten bereits für 20 Minuten Thermik fliegen.
Es wurde also für die Landesliga-Piloten höchste Zeit selbst ins Geschehen einzugreifen – um kurz nach 12 ging Martin dann im Eigenstart als Erster raus, Andre folgte ihm wenig später. „Ich warte noch eine Stunde, bis das Wetter hier richtig zündet und dann gibt’s schnelle 2 1/2 Landesliga-Stunden!“ verkündete Jörg seinen Matchplan. Dieser sollte auch vollends aufgehen: In den schnellsten 2 1/2 Stunden erreichte der Discus 2cT eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 86,65 km/h und brachte somit 78.41 Speed-Punkte in die Wertung ein.
Sein 247,40 km langer Flug führte entlang der sich im Wind reihenden Wolken zunächst nach Oldenburg, dann mit Rückenwind zurück bis südlich von Meppen und zum Abschluss noch einmal nach Cloppenburg [Link zum Flug]. Auch ein paar Fliegerfreunde, wie Andreas Wiecker aus Quakenbrück und Kersten Leier vom LV Wildeshausen-Ahlhorn, nutzten gemeinsam mit Jörg das gute Wetter über dem Emsland.
Martin erkundete für ihn neue Gebiete nördlich von Bremen – an Tarmstedt und Hoepen vorbei ging es bis hinter die Elbe bei Hitzacker. Wolken fand Martin leider während seines Fluges in der Lüneburger Heide selten bis gar nicht, bei guten Steigwerten von rund 2,5 m/s und Arbeitshöhen bis 2000m tat dies der Schnittgeschwindigkeit aber keinen Abbruch.
Seine schnellsten 2 1/2 Stunden war nämlich der Streckenabschnitt von Tarmstedt bis nach Hodenhagen, wo er mit 119,40 km/h 103.15 Speed-Punkte erflog. Kurz vor der Weser bei Nienburg schlug er wieder den Heimatkurs ein. Westlich der Thüsfelder Talsperre bei Cloppenburg, ca. 25 km vor dem Zielflugplatz Surwold, sollte es laut eigener Aussage „noch einmal unnötig spannend werden“ – die 10 Minuten, in der die Antares einfach nicht über 350m Höhe steigen wollte, „fühlten sich wie eine Ewigkeit an“. In dem Waldgebiet bei Markhausen, in dessen Nähe Andre schon einmal außenlandete, konnte dann doch ein zuverlässiger Aufwind ausfindig gemacht werden, sodass der Rückflug ab jetzt problemlos möglich war. Am Ende des Tages stand mit 543km eine beachtliche Flugdistanz auf dem Kilometerzähler [Link zum Flug].
Eine ähnliche Situation ereilte Andre in der vereinseigenen LS4 „4A“ gleich mehrfach: Mittags konnte er über Oldenburg einfach kein vernünftiges Steigen finden und befand sich daher länger als ihm lieb war in unter 600m Höhe. Nachdem er es geschafft hatte wieder Anschluss zu finden, ging es mit Rückenwind in Richtung Dollart.
Der Flugplatz Leer-Papenburg schien laut eigener Aussage „an diesem Tag magnetisch zu sein“, da Andre eine geschlagene halbe Stunde nicht über 700m Höhe hinaus kam und sich immer wieder aus 400m herausarbeiten musste. „Der hochmotorisierte Flugverkehr in Leer-Papenburg machte mich beim Kurbeln in 400m Höhe in der direkten Verlängerung der Startbahn zusätzlich nervös – obwohl ich mich im Funk gemeldet hatte und um Rücksichtnahme und Beachtung bat!“ berichtete Andre abends nach der Landung.
„Als hätte jemand den Schalter umgelegt, musste man ab Surwold nicht einmal einen Aufwind mit weniger als 3 m/s Durchschnittssteigen kurbeln – Wahnsinn!“ fasste Andre die Wetterentwicklungen zusammen. Euphorisiert ging es im Anschluss für ihn nach Geeste, Lastrup und Friesoythe. Sein Plan, am Ende des Tages „wenigstens die 300km voll zu machen“ , ging leider nicht auf – mit 297,94 km und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 59,18 km/h reichte es am Ende des Tages weder für die 300km-Marke, noch für einen Platz in den drei für die Landesliga gewerteten Flüge [Link zum Flug].
Letztendlich war es dann am Montagmorgen um 10:00 Uhr amtlich – der LSVPH hat insgesamt in der 8. Runde 6 Flüge eingereicht, davon kamen die schnellsten drei von Martin Petz (103.15 Speed-Punkte), Jörg Ackermann (78.41 Speed-Punkte) und Michael Hölscher (78.66 Speed-Punkte) in die Wertung, und flog damit erneut einen Rundensieg ein! Mit 260.22 Speed-Punkten konnte man sich in der Landesliga gegen die Konkurrenz vom AC Wolfsburg (219.00 Speed-Punkte) und OVfL Achmer (184.55 Speed-Punkte) deutlich durchsetzen [Rundenwertung 8. Runde] und erreichte in der Quali-Liga immerhin noch einen 24. Platz [Quali-Liga 8. Runde] – das Wetter im Süden Deutschlands war einfach zu gut. Nichtsdestotrotz rangieren die LSVPHler*innen sowhl in der Landesliga [Gesamtwertung nach Runde 8] als auch in der Quali-Liga nach dieser Runde an der Tabellenspitze [Quali-Liga nach Runde 8] und kommen ihrem Traum vom Aufstieg in die 2. Bundesliga wieder ein Stück näher!
Aber nicht nur die Landesliga-Piloten nutzten das hervorragende Wetter über dem Emsland – mit Jan, Rupert und Robert konnten gleich 3 Flugschüler ausgedehnte Thermikflüge mit dem Fluglehrer Thorsten unternehmen. „Auch wenn das viele Gekreise dem ein oder anderen vielleicht etwas auf den Magen geschlagen ist, konnten wir dennoch einige Fortschritte in der Flugausbildung verzeichnen!“ fasste Thorsten den Flugtag am Sonntagabend beim gemeinsamen Zusammensitzen zusammen. Zur Flugausbildung gehört neben der Einweisung in den Thermikflug mit anderen Flugzeugen auch eine Trudeleinweisung, bei der geübt wird, wie man ein Flugzeug aus diesem unkontrollierten Flugverhalten aufgrund eines Strömungsabrisses wieder heraus bekommt. „Das war wirklich super interessant – nach zwei Trudeleinheiten war es für mich und meinen Magen dann allerdings auch echt gut gewesen“ resümierte Rupert mit einem Grinsen im Gesicht.
Am Ende des Tages sind alle aufgrund des disziplinierten Einhaltens des Dienstplanes und einem kameradschaftlichen Miteinander auf ihre Kosten gekommen – vom Flugschüler, der erste Thermik-Erfahrungen sammeln konnte, über den Fluglehrer, der die Fortschritte seiner Schützlinge auch als Erfolg für ihn selbst verbuchen durfte bis zum ambitionierten Streckenflieger.