„Delta Mike Yankee Sierra Bravo, startbereit auf der Piste 27“ knarzt es vergangenes Wochenende eins ums andere Mal etwas verrauscht im Funk. An Bord des Flugzeuges mit der für Laien doch recht kryptischen Bezeichnung sitzt der 19 jährige Simon mit seinem Fluglehrer Jörg. Moment mal, wurde hier nicht berichtet [wir berichteten], dass Simon bereits seit dem 24. Mai diesen Jahres eine Pilotenlizenz für den Segelflug besitzt? Ja genau, nun schult er allerdings auf ein ultraleichtes Motorflugzeug um.
Ultraleichts, in der Szene auch UL genannt, sind kleine, sehr leichte motorgetriebene Luftfahrzeug für maximal zwei Personen mit einer maximalen Abflugmasse von 600kg. Unsere vereinseigene Comco Ikarus C42c, in der Simon ab jetzt vermehrt aufzufinden ist, wiegt leer gerade einmal 283 kg. Zum Vergleich: Eine Cessna 172 wiegt leer, also ohne Sprit und Passagiere, bereits 1.089 kg. Wir haben uns im April 2004 als einer der ersten Vereine entschieden den veralteten Motorsegler SF-25 Falke abzugeben und stattdessen ein topmodernes UL zu kaufen. Am Ende des Tages stand unsere erste C42, die D-MUWH, in der Halle auf dem Steinberg. Mitte Juli 2014 konnten nach dem Verkauf der treuen „Whiskey Hotel“, mit der Ausflüge zum Bodensee, nach Schweden [wir berichteten] oder in sämtliche Sommerlager gemacht wurden, unser Geschäftsführer Wilhelm Büter und Vereinspräsident Jörg Ackermann die modernisierte Version der C42 von Magdeburg nach Surwold überführen [wir berichteten]. Ab sofort ist die C42c mit 100PS Rotax Motor und Schleppkupplung bei uns am Platz beheimatet.
Die Vorfreude und das Interesse war groß, schließlich stand die „Sierra Bravo“ älteren Modellen der größeren Motorflugzeuge wie einer Cessna 172 in nichts nach. Im Gegenteil: Unsere C42c verfügt über ein bequemes gefedertes Fahrwerk, angenehme Sitze, ein großes Gepäckfach und moderne Headsets für die Kommunikation während des Fluges.
So ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr eine Umschulung vom Segelflug auf das UL forcierten. Dank des Einsatzes unserer UL-Piloten machten sich die Brüder Thorsten und Jörg Ackermann im März 2017 auf den Weg nach Ahlhorn um ihre Fluglehrerberechtigung für das UL zu machen [wir berichteten].
Nun ist seitdem eine Menge Zeit vergangen und auch unser UL hat schon fleißig Flugstunden gesammelt. Besonders für Gastflüge [Hier gibt’s Infos] und Flüge zu den Ostfriesischen Inseln [Video von Andre] wird unsere C42 gern genutzt. Mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 150 km/h ist man beispielsweise innerhalb einer Dreiviertelstunde auf den Inseln – da würde man normalerweise noch im Zug zum Fähranleger sitzen. „Ist das nicht ganz schön teuer?“ werden ULer des Öfteren auf dem Flugplatz an der Flugplatzstraße in Börgerwald gefragt. Nach einer einmaligen Aufnahmegebühr von 250 € kommt ein Monatsbeitrag von 46 € und ein Flugstundenpreis von 43,80 € hinzu. Da unsere Fluglehrer ehrenamtlich aktiv sind kommt nicht wie bei konventionellen Flugschulen üblich ein zusätzlicher Beitrag für die Bezahlung des Fluglehrers hinzu. Zum Vergleich: Bahntickets zum Fähranleger und die Fährfahrt kosten für 2 Personen Minimum 60€ (18,75 €/Person für eine langsame Fähre nach Juist). Mit dem UL ist man dazu noch so flexibel, dass man vor der ersten Fähre rüber fliegen kann und nach der letzten Fähre wieder zurück fliegen kann [Alles rund um’s UL fliegen].
Auf diese Flexibilität des Reisens freut sich auch Simon Untied aus Werlte. „Mit meinem Vater mal zur Insel fliegen oder zu einem Fly-In auf einem anderen Flugplatz – das wird sicherlich cool!“ freut sich Simon auf weitere Abenteuer. Zur Erlangung des begehrten „Luftfahrerschein für Luftsportgeräteführer“, wie es in Beamtendeutsch genannt wird, müssen insgesamt 30 Stunden geflogen werden, wobei man sich 20 Stunden aus dem Segelflug anrechnen lassen kann. Die verbliebenen 10 Stunden teilen sich auf in 5 Stunden mit Fluglehrer und 5 Stunden alleine. Außerdem werden zwei Überlandflüge mit einer Zwischenlandung und einer Mindestflugdistanz von 250km verlangt. Somit sind unsere UL-Piloten*innen bestens ausgebildet und haben bereits erste Erfahrungen bei Landungen auf fremden Flugplätzen. Besonders der Motorausfall wird viel im Schulungsbetrieb geübt, sodass die UL-Flugschüler*innen auch mit solch besonderen Situationen umgehen können. „Es ist doch etwas ungewohnt außermittig in einem Flugzeug zu sitzen“ resümiert Simon nach den ersten Trainingsflügen. Während man beim Segelflug hintereinander Platz nimmt, genießt man im UL die Side-By-Side-Sitzordnung, die die Kommunikation erleichtert das gemeinsame Erleben des Fluges ermöglicht. Wir wünschen Simon weiterhin viel Spaß in seiner UL-Ausbildung und always happy landings!
Auch der Segelflug-Schulbetrieb wurde vergangenes Wochenende wieder aufgenommen, wenn auch auf Sparflamme. Nichtsdestotrotz fanden sich einige Mitglieder des LSVPH auf dem Steinbergg ein um am Samstag und Sonntag zu fliegen. Am Samstag unterstütze Andre auf der Winde, Simon als Flugleiter und Martin Petz als Startleiter, während Julian und Richard ihre Schulungsflüge mit Fluglehrer Jörg machten. Am Sonntag konnten wir erneut auf Simon zählen, der die Winde in gewohnter Manier bediente. Mit viel Geduld, Wissen und Erfahrung lernte er unseren Flugschüler Alex auf der Winde an, sodass die Besetzung der Winde stets gewährleistet werden kann. Denn Segelfliegen ist ein Mannschaftssport! Ohne Flugleiter, Windenfahrer, Startleiter, Leppo-Fahrer und Rückholer kommt niemand in die Luft! Besonders gefreut hat uns daher, dass uns die „Alten Hasen“ wie Heinz Siemer unterstützt haben. Heinz hat seine Fliegerschuhe zwar an den Nagel gehangen, nicht aber das Vereinsleben und die Begeisterung für den Streckenflug. Im Sommerlager war er noch Co-Pilot von Andre und flog mit ihm gemeinsam Strecken von bis zu 419 km. Die Flugschüler Malte, Alex, Richard und Emmanuel konnten am Sonntag sogar noch etwas Thermik fliegen. Vielleicht ist dieses Jahr sogar noch der ein oder andere Alleinflug möglich???
Für das kommende Wochenende scheinen wir wieder mit gutem Wetter gesegnet zu werden. Der Wetterbericht prophezeit einen Sonne & Wolken Mix bei 24°C am Samstag, am Sonntag könnte der ein oder andere Schauer eingelagert sein.
Für fluginteressierte Gäste und Besucher lohnt sich ein Besuch am Wochenende ganz besonders – derzeit liegt das neueste Kreuzfahrtschiff der Meyer Werft, die P&O Arvia mit über 350m Länge, vor der Werft vor Anker und bietet somit ein tolles Motiv für Fotoflüge.
Vereinbart am besten zeitnah einen Termin für einen Rundflug. Schreibt uns am besten unkompliziert per WhatsApp (0151 – 2877 3355) oder einfach eine E-Mail an info@segelflug-papenburg-huemmling.de. Wir freuen uns auf euch!