Am Samstag zog eine Kaltfront von der Nordsee kommend nach Süden. Rückseitig bildeten sich in der kühlen Luftmasse sich im straffen Nordwestwind reihenden Cumulus-Wolken. Die logische Weiterentwicklung des Samstages bildete dann der Sonntag, der unter zunehmenden Einfluss des Hochdruckgebietes geriet. Zwar nahm der Wind ab, leider aber auch die Bewölkung. Mit seinem Zentrum über der Nordsee liegend bildete das Hochdruckgebiet eine markante Inversion aus, die einen deutlichen Deckel auf die sich erwärmende Luftmasse legte und gleiches mit den thermisch nutzbaren Arbeitshöhen machte. Wir haben unsere Landesliga-Piloten gefragt, wie das ihre Landesliga-Flüge beeinflusste:
Stefan, du warst ja am Samstag noch mit unserem Fluglehrer Martin Deepen unterwegs im Rahmen deiner meteorologischen und navigatorischen Überlandflugeinweisung. Ihr wart ja die Einzigen, die oben geblieben sind. Was war euer Trick?
Stefan: „Ja, das war schon eine coole Sache. Der Trick war glaube ich, dass man geduldig unten in der zerrissenen Thermik geblieben ist um den Anschluss nach oben zu bekommen. Oben an der Wolkenbasis waren die Steigwerte dann viel besser, sodass wir die Wolkenstraßen entlang fliegen konnten und dann die besten Steigwerte auskurbeln konnten“
Martin: „So ein wendiges und feinfühliges Flugzeug wie unser Duo Discus erleichtern das natürlich.“
Micheal und Jörg, ihr habt alle schon Mitte der Woche den Wetterbericht studiert und ward sichtlich motiviert für einen Liga-Flug. Was war der einfachste und was der schwerste Abschnitt des Fluges?
Michael: „Der Anfang war ja noch gut gezeichnet durch die schönen Cumuli. In Richtung der Wende wurde das Gelände allerdings immer höher und das Hochdruckgebiet machte sich durch Abtrocknen und unrunde Steigwerte bemerkbar. Wie das dann immer so ist lief es nach dem Motor ziehen dann wieder ganz passabel. Nur im Blauen war dann irgendwann Schluss für uns beide in der Stemme.“
Jörg: „ Also ich muss sagen, dass ich auf dem Hinweg die Aufwinde nicht so richtig getroffen habe und mich da ein wenig schwer getan habe. Auf dem Rückweg im Blauen kam ich eigentlich gut zurecht, aber es aber bei mir genau wie bei Michael… Nachdem ich durch eine kleine Unaufmerksamkeit den Aufwind über Quakenbrück verloren hatte musste ich den Motor ziehen, nach gefühlten 30 Sekunden Motorlaufzeit schlug das Vario auf 3 Meter aus und ich konnte das Triebwerk wieder abstellen – Ist das nicht immer so? Der restliche Weg lief über die bekannten HotSpots recht zuverlässig.“
Mario, du warst ja im regen Austausch per Funk mit dem Rest der Streckenflieger. Wo siehst du die Vorteile in einer aktiven Kommunikation unter den Piloten und wo mögliche Probleme? Wetterinfos von Vorausfliegen können doch bestimmt auch verunsichern, oder?
Mario: „Ja, das stimmt natürlich. Am Ende ist es aber so, dass man sich auf die Infos der Vereinskollegen verlassen kann und dann eine ganz gute Idee davon bekommt, wie sich das Wetter entwickelt und wie weit man fliegen kann. Das motiviert einen natürlich auch. Enge Absprache im Funk ist nicht nur bei schwierigen Bedingungen wie auf dem Rückweg im Blauen wichtig, sondern auch zum Beispiel bei dem Ausfindig machen von tragenden Linien unter Wolkenstraßen. Ich glaube die Tipps von Jörg und mir am Abend an Andre haben ihm schon geholfen.“
Am Ende musstet ihr drei Gebrauch von euren Motoren machen um durch das blaue Wetter wieder zurückzukommen und eine Außenlandung zu vermeiden. Glaubt ihr, dass am Sonntag der Turbo eher ein Vorteil oder doch ein Nachteil war?
Jörg: „Das ist natürlich situationsbedingt. Natürlich kann man mit dem Motor im Gepäckfach immer seinen Horizont noch etwas mehr ausreizen und etwas mehr ausprobieren, jedoch hat man ja auch immer im Kopf, dass man ohne Motor zurück möchte, um in die Landesliga-Wertung zu kommen. Am Sonntag war der Turbo eher ein Nachteil würde ich sagen. Irgendwann hat man keine Geduld mehr in den schwachen Bedingungen zu kämpfen und wird dann relativ leicht dazu verführt den Motor anzuschmeißen. Ich glaube Mario und ich wären wie Andre zurückgekommen, wenn wir keinen Motor dabei gehabt hätten – man hätte noch mehr gekämpft!“
Martin, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Surwold-Rekord von 739.8km am Mittwoch – Gratulation! In einem weiteren Interview wirst du uns ja sicherlich noch davon berichten. Du warst einer der wenigen, die es auch ohne Motor zurück auf den Steinberg geschafft haben. In wieweit ist die Landesliga für dich ein weiterer Ansporn auch bei solchen schwächeren Bedingungen zu kämpfen? Glaubst du, dass die Piloten, die hier schon länger fliegen, einen Vorteil bei Blauthermik haben?
Martin: „Vielen Dank, über den Rekord-Flug werde ich gerne nochmal berichten. Eigentlich hatte ich mich am Sonntag auf meinen Flugleiter-Dienst eingestellt, doch schon bei den ersten Quellungen kam der Appell zum Aufrüsten meiner Antares – da lass ich mich natürlich nicht zweimal bitten. Der Verein sieht die Landesliga als Chance ihr Hobby als einen kompetitiven Leistungssport zu repräsentieren und sehen ihre Leistungen neben dem blühenden Ausbildungsbetrieb auch als Aushängeschild. Beim Fliegen hat man natürlich einen gewissen Ehrgeiz und wenn man weiß, dass man den Verein so unterstützen kann, dann kämpft man natürlich für den letzten Aufwind, ganz klar! Wenn ich Andre auf dem Grillplatz abends zugehört habe, dann wusste er schon ganz genau wo abends im Blauen noch was gehen könnte. Da zahlen sich die Kenntnisse über die Gegend natürlich schon aus.“
Andre, du hast die Bodencrew in Surwold ja am Sonntagabend noch ganz schön zittern und bangen lassen. Dein letzter Funkspruch war doch, dass du in Quakenbrück landest und dich im F-Schlepp zurück schleppen lässt. Was passierte danach?
Andre: „Naja, was soll ich da jetzt nur zu sagen? Als ich den Funkspruch abgesetzt habe war ich schon über Quakenbrück Stadt hinweggeflogen und alle aussichtsreichen Stellen für den rettenden Aufwind enttäuschten und brachten kein Steigen hervor. 15 Sekunden später hob sich mein ganzer Flieger aber und das Vario zeigte auf Anschlag 2-3 m/s an. Das lies ich mir ja nicht entgehen und so kurbelte ich geduldig, bis das Steigen irgendwann nachließ. Mein Endanflugrechner zeigte an, dass ich jetzt so gerade eben in Surwold ankommen würde. Auf dem 40km Endanflug nahm ich dann noch alles an Steigen mit und ziehte noch ein paar Sicherheitskreise, um mit genügend Höhe über den Windpark im Südosten des Platzes zu kommen. Man war ich froh, als ich den Platz in 700m überflog. Der unterirdische Schnitt von 62km/h war mir dann eh egal, da ich wieder zurück war und der Logger ja eh nicht mitgeschrieben hatte – solche Flüge bleiben ewig im Gedächtnis und machen einen nur noch besser!“
Vanessa und Marcel, ihr hattet doch sicherlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass ausgerechnet eure Flüge in die Wertung kommen, oder? Haben sich die Ligaflieger schon bei euch für die rettung bedankt?
Marcel: „Tja, gerechnet habe ich damit ehrlich gesagt nicht. Ich wollte eigentlich nach langer Zeit einfach nur mal wieder eine Runde fliegen und das Wetter genießen. Das ich mit dem Flug in die Wertung gekommen bin freut mich natürlich, da ich den Verein so unterstützen konnte.“
Vanessa: „Ich habe auch überhaupt nicht damit gerechnet. Ich war ja schon super happy dass Thorsten mit mir meine 100km Überlandflugeinweisung geflogen ist und ich mich somit jetzt zur praktischen Prüfung anmelden kann. Das wir mit dem Flug auch noch die Aufstiegs-Ambitionen des Vereins unterstützen können ist natürlich das i-Tüpfelchen!“
Am Ende hatte jeder auf dem Steinberg ein erfolgreiches Wochenende – Sei es die ersten Alleinflüge der Saison, Überlandflugeinweisungen oder Liga-Flüge. Die Surwolder Segelflieger beendeten die 5. Runde der Landesliga auf einem zufriedenstellenden Platz 13 und stehen in der Gesamtwertung auf Platz 13. Martin Petz steuerte dabei in seinen schnellsten 2 ½ Stunden mit einer Schnittgeschwindigkeit von 111.43 km/h 96.89 Punkte, Marcel mit 43.7 km/h 42.43 Punkte und Vanessa mit 43,88km/h 40.82 Punkte bei. Hätte Andres Logger funktioniert hätte er mit 81.48 km/h weitere 79.11 Punkte zusteuern können, sodass man auf Platz 8 gestanden hätte. So müssen wir uns mit dem 13. Platz zufrieden geben und ein großes Glückwunsch unseren Nachbarn aus Varrelbusch und Melle aussprechen – Gratulation für Platz 4 und 7!
Wir freuen uns schon auf das nächste Wochenende, wo das alljährliche Longest-Day-fliegen geplant ist!
Nachfolgend noch die Links zu den Wertungen und den einzelnen Flügen. Manche sind mit Bildern und Kommentaren versehen – es lohnt sich also auch diese Woche wieder mal draufzuklicken!
Landesliga Niedersachsen Tageswertung Runde 5:
Landesliga Niedersachsen Tabelle nach Runde 5:
Flug von Andre Ackermann ( mit Bildern & Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8389296
Flug von Martin Petz (mit Bildern & Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8389149
Flug von Jörg Ackermann (mit Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8399736
Flug von Mario Hölscher (mit Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8391643
Flug von Michael und Gerda Hölscher:
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8391951
Flug von Marcel Hölscher:
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8399240
Flug von Vanessa Reemts und Thorsten Ackermann (mit Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8399240
Flug von Stefan Gröne und Martin Deepen (mit Kommentar):
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?dsId=8399240