Während über der Nordosthälfte Deutschlands ein Höhentief etwas kühlere sowie feuchte und labil geschichtete Meeresluft heranführte, gab es im Nordwesten hingegen den seit Wochen dominierenden Hochdruckeinfluss mit der warmen und überwiegend trockenen Luftmasse. So beschrieb Mika Rösner vom LSV Lingen das schleppende Warten auf den Thermik-Beginn am Samstag mit den Worten „Wetter wie in Spanien“, da man auch im Emsland bis zum Mittag auf das Erreichen der Auslösetemperatur warten musste [Link zu Mika’s Kommentar].
Daher hatte Andre auch die Ruhe weg, als er sich am Samstag Vormittag um 11:00 Uhr mit einer „kleinen, aber feinen Crew“ auf dem Surwolder Steinberg traf. Ali und Richard nahmen mit ihrer Anreise aus Emden bzw. Rastdorf lange Fahrtzeiten auf sich auf, nur um Andre in die Luft zu bringen. Simon unterstütze als Flugleiter an diesem Tag. Während also in Surwold mit dem Aushallen der LS4 „4A“ und dem Aufbauen der Winde alles seinen gewohnten Gang ging, begann zur gleichen Zeit in Hinte in Ostfriesland die standesamtliche Trauung unseres ehemaligen Vereinsmitgliedes Lucas Hugenberg und seiner Jenni. Auch eine Surwolder Delegation gratulierte den frisch Vermählten mittels Rosen-Spalier zur Hochzeit und unterstützte seinen neuen Verein, den SFV Aschendorf-Herbrum, beim Aufbau von Lucas‘ Libelle „KJ“ als Fotomotiv.
Liebe Jenni,
Lieber Lucas,
Wir, der gesamte LSV Papenburg-Hümmling e.V., gratulieren euch recht herzlich zu eurer Hochzeit und wünschen euch und eurer baldigen kleinen Familie für die Zukunft nur das Beste!
Ihr seid jederzeit herzlich Willkommen in Surwold!
In der Zwischenzeit hatte Andre schon den ersten Startversuch unternommen, doch die recht ruppige Blauthermik konnte auch mit erhöhter Querneigung in der LS4 nicht gewinnbringend zentriert werden – nach 6 Minuten war der Flug bereits vorbei. „Man hat aber gesehen, dass es an der Position noch ordentlich stieg“ beobachtete Simon. „Thermikbeginn ist laut Wetterbericht erst in einer Stunde, ich bin skeptisch!“ zeigte sich Andre misstrauisch. Um das Bodenpersonal nicht den ganzen Tag in Anspruch zu nehmen und somit auch noch etwas Zeit für „sinnvollere Wochenend-Beschäftigungen wie z.B. Baden gehen“ einzuräumen, lautete es bereits drei Minuten später ein weiteres Mal „Die LS4 ist abflugbereit am Südseil, Seil bitte anziehen!“.
Über den Wäldern rund um den Surwolder Steinberg konnte er auch Steigen finden, allerdings war dieses doch recht schwach, zerrissen und reichte anfangs nur auf 450m, dann auf 600m und nach einer guten halben Stunde dann auf 850m Höhe. Plötzlich ploppten die ersten Flusen im Norden des Platzes auf, die allerdings auch kein zuverlässiges Steigen brachten. „Ihr könnt ruhig abbauen und nach Hause fahren! Wenn ich gleich landen sollte, dann ist das so. So berauschend ist das Wetter wirklich nicht!“ konstatierte Andre im Funk.
Nachdem er sich über den Surwolder Angelteichen aus 400m Höhe herausarbeiten konnte, ging es zu den besser aussehenden Wolken mit Rückenwind in den Osten. Die Steigwerte wurden besser und die Basishöhen stiegen, wie vom Wetterbericht vorhergesagt, ab 14:30 Uhr auf 1400m an. Mit Rückenwind ging es bis östlich von Ahlhorn und im Anschluss wieder zurück in Richtung Surwold. Zum Zeitpunkt der Wende machten sich in Westerstede Michael und Gerda bereit für einen Wertungsflug. Waren sie vormittags noch Gäste auf der Hochzeit von Jenni & Lucas, so saßen sie jetzt im Cockpit ihrer Stemme und nahmen den Verfolgung gen Süden auf. Nach dem Abstellen des Motors konnten sie zwar zunächst nur mäßiges Steigen finden, im Anschluss lief es unter den Wolkenstraßen aber mehr als gut.
In einem Höhenband zwischen 1000m und 1500m wendete die „TX“ erst östlich von Bohmte Bad Essen, nördlich des Weser-Berglandes. Nordöstlich von Quakenbrück konnte Andre derweil in guten 1,5 m/s noch einmal auf 1400m Höhe steigen und im Anschluss 15 Minuten lang ohne signifikanten Höhenverlust unter Wolkenstraßen entlang fliegen. „Da der Wind direkt von vorne kam und die Wolkenstraßen somit direkt in Windrichtung ausgerichtet waren, war es heute wirklich sehr leicht die tragende Linie zu finden!“ berichtete er später. Nur bei Vario-Ausschlägen über 3 m/s kreiste Andre gelegentlich ein, ansonsten nahm er die Energie im Geradeausflug mit.
Da der Rückweg nach Surwold so problemlos verlief und er seine Schnittgeschwindigkeit über die letzte Stunde auf über 90 km/h anheben konnte, entschied er sich für eine weitere Runde unter der Wolkenstraße – dieses mal allerdings bis östlich von Diepholz. Auf dem Rückweg trocknete es rund um den Steinberg ab, sodass er eine etwas nördlichere Route einschlagen musste, auf der noch Wolken standen.
Auch Michael und Gerda mussten diesem blauen Fleck ausweichen und statteten den Fliegerfreunden vom LSV Cloppenburg einen luftigen Besuch ab. Nördlich von Garrel zeigte der Höhenmesser der Stemme rund 1300m Höhe an, sodass ein Heimflug unproblematisch verlaufen würde. Am Ende standen 261 km Flugdistanz bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von pfeilschnellen 89,95 km/h im Logbook [Link zum Flug].
Kurz vor dem Flugplatz Barßel wendete Andre derweil in 1000m Höhe, wohlwissend, dass es eng werden könnte auf dem letzten Stück. Über den Moorflächen der Esterweger Dose stolperte er allerdings unverhofft in einen guten Aufwind und konnte so seinen 334 km langen Flug mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72,30 km/h sicher ins Ziel bringen [Link zum Flug].
Ein weiteres Tiefdruckgebiet über dem Ostatlantik führte am Samstagabend bereits schon feuchtere Luft in oberen Schichten von Westen her nach Deutschland – die Luft wurde also noch einmal spürbar wärmer. Etwas mehr Feuchte gab es nun auch in den mittleren Schichten, sodass sich eine ganztags anhaltende Abschirmung über unserem Flugbereich festsetzte. Nicht verwunderlich also, dass Ingo am Sonntagmorgen noch einmal in der Gruppe fragte, ob auch alle, die sich angemeldet hatten, nun auch wirklich kommen würden.
Die Hitze schien vielen Vereinsmitgliedern zu schaffen gemacht zu haben, versammelten sich mit Ingo, Mario, Jörg P., Richard, Ali und Simon nur etwas mehr als eine Handvoll Luftsportler auf unserem schönen Flugplatz. Für Simon stand ein „UL-Gastflug-Marathon“ auf dem Programm – um 11:00 Uhr startete die C42c „SB“ mit den ersten Gästen zu einem Rundflug, 8 weitere folgten im halbstündlichen Abstand. „Denk dran etwas Zeit für einen Tankstopp einzuplanen!“ witzelte der ein oder andere über Simons kommerziell anmutenden Flugbetrieb.
Während die „SB“ also weiter ihre Kreise über Surwold und Papenburg zog, baute Richard die Winde und Mario und Ingo ihre Flugzeuge „MX“ bzw. „ISM“ auf. Jörg P. übernahm dankenswerterweise den Flugleiter-Dienst. Mit einem frühen Start um 12:15 Uhr traf Ingo die richtige Wahl, wie sich am Nachmittag herausstellen sollte. Rund eine halbe Stunde später startete auch Mario mit seinem Ventus bT.
Er schlug nach dem ersten Aufwind Kurs in Richtung Westen, also gegen den Wind ein, um an der holländischen Grenze zu wenden und dann einen möglichst langen Rückenwind-Schenkel bis nach Twistringen zu nutzen. Ingo flog indes mit südlichem Kurs ab, wendete über dem Hümmling bei Klein Berßen und flog im Anschluss mit Rückenwind nördlich an Quakenbrück vorbei bis östlich von Diepholz. Dort wendete er und flog im Anschluss nach Ahlhorn, wo es laut eigener Aussage „das einzige Mal etwas kniffelig wurde, da ich dort unter die 1000m gekommen bin und die Abschirmung so langsam aber sicher keine Sonneneinstrahlung mehr zuließ!“.
„Nach einer kurzen Verlagerung konnte ich über Großenkneten nochmal 2 m/s kurbeln und mich dann über Friesoythe zurück nach Surwold mogeln.“ fasste Ingo den letzten Schenkel zusammen. Mario schlug ebenfalls für den Rückweg eine nördlichere Route ein und flog westlich an Oldenburg vorbei bis nach Bad Zwischenahn, wo er in 1600m Höhe wendete und Kurs in Richtung Surwold aufnahm.
Als über Esterwegen klar war, dass er Surwold sicher erreichen würde, wollte Mario „den Tag nicht schon so früh enden lassen sondern lieber nochmal vor der Abschirmung fliehen und die restlichen Wolken im Osten nutzen!“ Von Esterwegen bis südlich von Oldenburg brauchte er nur wenige Kreise, sodass er auf dem Rückweg ab Garrel „die Wölbklappen auf negativ und dann ordentlich Gas gegeben“ hat. Mit 200 km/h näherte sich Mario in Windeseile dem Surwolder Steinberg und landete am Ende des Tages um 16:30 Uhr mit 316 km und beachtlichen 91,18 km/h Schnittgeschwindigkeit einen beachtlichen Erfolg [Link zum Flug]! Ingo war schon rund eine halbe Stunde eher gelandet und konnte eine Flugdistanz von 242 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 68,74 km/h verbuchen [Link zum Flug].
Während Ingos Flug mit 75,24 km/h in den schnellsten 2 1/2 Stunden nicht mit in das Wertungs-Trio kam, konnten Michael und Gerda (87,69 km/h) mit 81,57 Speed-Punkten, Mario (89,46 km/h) mit 82,65 Speed-Punkten und Andre (88,08 km/h) mit 85,52 Speed-Punkten den zweiten Rundenplatz erfliegen! Am Ende mussten sie sich der starken Kokurrenz vom LSV Cloppenburg geschlagen geben, die insgesamt rund 30 Speed-Punkte mehr erflogen [Rundenwertung 10. Runde]. Da der Süden Niedersachsens etwas im Wetterpech war und die LSVPHler*innen die kleinen, aber guten Wetterfenster zu nutzen wussten, führen sie nun die Gesamtwertung mit 7 Punkten Vorsprung an [Gesamtwertung nach Runde 10].
Da Andre und Mario diese Saison altersbedingt ein letztes Mal in der U25-Landesliga mitfliegen dürfen, konnten sie mit einem 2. Rundenplatz [Rundenwertung 10. Runde U25] den 2. Tabellenplatz festigen. Den Spitzenreiter LSV Burgdorf einzuholen wird vereinsintern als „nahezu unmöglich eingeschätzt“, da die Burgdorfer mit der Lüneburger Heide einen thermischen Vorteil und mit 82 Punkten bereits 28 Punkte Vorsprung haben [Gesamtwertung nach Runde 10 U25].
„Unser Augenmerk liegt eh größtenteils auf der Quali-Liga, da wir endlich in die 2. Bundesliga aufsteigen möchten!“ unterstreicht Sportleiter Martin D. das Saisonziel. „Mit dem 41. Platz mussten wir uns natürlich dem Hammerwetter in Süddeutschland geschlagen geben, nichtsdestotrotz sind die 10 Punkte besonders wichtig um den Kontakt zu den 7 Aufstiegsplätzen nicht zu verlieren!“ [Quali-Liga Rundenwertung Runde 10]. In der Quali-Liga rangiert der LSV Papenburg-Hümmling e.V. auf dem 9. Platz und hat lediglich 21 Punkte Rückstand auf den letzten Aufstiegsplatz [Quali-Liga Gesamtwertung nach Runde 10]. „Unter den Top 20 Vereinen, die in den Landesligen des ganzes Landes mitmischen, sind wir und der OfVL aus Achmer (Platz 19) die einzigen niedersächsischen Vereine – der Wettervorteil ist in meinen Augen unumstritten sichtbar!“ resümiert Martin D. beim Blick in die Tabelle.
Ein besonderer Dank gilt all denjenigen, die die Liga-Piloten am vergangenen Wochenende so vielfältig unterstützt haben – Richard für’s unermüdliche Helfen und Winde fahren, Ali für die Unterstützung beim Flugbetrieb, Simon für’s Flugleitern, Gäste fliegen und Einräumen helfen, Jörg P. für’s Flugleitern und Jörg A. für’s Helfen beim Einräumen! Vielen lieben Dank euch allen!
Mit Blick auf das kommende Wochenende und die 11. Runde der Landesliga Niedersachsen freuen sich die Luftsportler*innen vom LSVPH bereits auf ein ganz besonderes Event – den Longest Day 2023. Am Samstag geht bei hoffentlich bestem Wetter bereits um 05:05 Uhr local der erste Start raus, sodass wir dann von Sonnenauf- bis Untergang Flugbetrieb machen können! Das Streckenflugwetter sieht auch wieder vielversprechend aus, sodass wir die Hoffnung auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga 9 Runden vor Schluss noch nicht aufgeben möchten.