Die 12. Landesliga-Runde brachte die Segelflieger*innen des LSV Papenburg-Hümmling e.V. nach zuletzt zwei mäßigen Wochenenden wieder zurück in die TOP 15. Während die 10. Runde witterungsbedingt für die Surwolder für Wertungsflüge nicht nutzbar war, versuchten sie in der 11. Runde wieder voll anzugreifen – das Thema Konstanz ist noch auszubauen!
Hochmotiviert fanden sich deshalb auch am 25.06.2022 mit Mario Hölscher, Jan Schwarte und Andre Ackermann drei U25-Piloten, die sich in der Wertung der Landeliga eintragen wollten. Während Andre bereits um 12:21 Uhr in gut entwickeltes Wetter startete, gingen Mario und Jan mit seinem Fluglehrer Jörg das ganze Geschehen etwas relaxter an: Mario startete eine Dreiviertelstunde später um 13:12 Uhr, Jan und Jörg mit dem vereinseigenen Twin um 14:37 Uhr. Da war Andre bereits schon wieder gelandet. Grund für die frühe Landung war, dass Andre das Wettbewerbskennzeichen „3E“ (ausgesprochen: Drei Echo) wörtlich genommen hatte, und somit drei mal die Echo-Klasse (Motorflieger) gespielt hat – er musste den Hilfsmotor drei mal verwenden, um einer Außenlandung auf einem Acker zu entgehen. Dies machte nicht nur die Speed-Wertung für die Landesliga zunichte, sondern auch seine Motivation es noch einmal zu versuchen. Während es unter einer toll aussehenden Wolkenstraße bis nach Achterstedt im Norden Bremens gut voran ging, fand er im Anschluss die Aufwinde nur mit Mühe. Hatte er einen Aufwind ausfindig gemacht, so war das Steigen sehr variabel und turbulent. Ähnlich ging es auch Moritz in der Vereins-LS4 „FR“, der sich nach etwa 40km geschlagen gab.
Mario hingegen kam mit den Witterungsverhältnissen besser zurecht, sodass er zuerst in Richtung Quakenbrück flog, ehe er im Westen vom Flugplatz Varrelbusch auf über 1400m Höhe steigen konnte. Anschließend ging es für ihn kreislos bis nördlich von Oldenburg. Von dort bis zum Zwischenahner Meer tat er sich allerdings, wie Andre, etwas schwer, konnte aber nach dieser Durststrecke einen Aufwind finden und flog anschließend in einem Höhenband zwischen 1000m und 1400m ohne einen Kreis eine Wolkenstraße entlang.
Diese endete für Mario westlich des Dümmer Sees bei Damme. Die gleiche Wolkenstraße flog er dann bis nach Cloppenburg zurück, ehe er sich dann an den gut 30km langen Endanflug machte.
Während Andre nach der Landung lediglich 93,88km auf dem Kiloemterzähler stehen hatte [Link zum Flug], konnte Mario 281,16km zusammenfliegen. Er erreichte auf den schnellsten 2 ½ Stunden eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 81.03 km/h und steuerte somit 74.86 Speed-Punkte bei [Link zum Flug].
Und dann war da ja noch unser Scheinanwerter Jan Schwarte mit seinem Fluglehrer Jörg. Jan hatte sich bereits in der Woche informiert, ob eine Überlandlfugeinweisung am Wochenende möglich sei und sein Fluglehrer erfüllte ihm diesen Wunsch. Auf seinem 97,36km langen Flug wurde ihm vieles über das Thermikfliegen, das Erkennen von guten Aufwinden anhand der Wolkenoptik und das Fliegen mit der richtigen Geschwindigkeit beim Vorfliegen beigebracht. Nach gut 2 ½ Stunden setzte das Duo in unserem Schulungsdoppelsitzer wieder auf dem Steinberg auf [Link zum Flug]. Jans Fluglehrer arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, dass er seine navigatorische Überlandflugeinweisung und sein 100km Überlandflug noch in dieser Saison fliegen kann – anschließend kann die praktische Prüfung angemeldet werden! Wir drücken dir die Daumen, dass es trotz Uni-Stress und Zeltlager doch noch klappt!
Am Ende der Runde 11 rettete Mario mit seinem Flug den 21. Platz und 3 Trostpunkte [Link zur Rundenwertung]. Andre und Jan reichten ihre Flüge zu spät für eine Wertung ein – ärgerlich! Nach dieser Leistung rangierten die LSVPHler auf dem 9. Gesamtplatz [Link zur Gesamtwertung].
Am vergangenen Sonntag stand dann die 12. Runde an und der Deutsche Wetterdienst versprach bereits früh in der Woche, dass der Samstag für Streckenflüge gut nutzbar sein wird. Motiviert von diesem Versprechen sprachen sich Neu-Scheininhaberin Vanessa Reemts und Jugendgruppenleiter Andre ab, am Samstag den vereinseigenen Hochleistungsdoppelsitzer vom Typ „Duo Discus“ aus dem Winterschlaf zu holen und diesen für einen 300km-Dreiecksflug zu nutzen. Es sei so viel gesagt: Die beiden haben’s gesagt, geplant, geflogen und geschafft! Mit Martin Petz und Ingo Zdralik waren noch zwei weitere Piloten vom LSVPH bereits um 10:00 Uhr auf dem Steinberg und bereiteten ihre Flieger vor. Leider zog sich Martin beim Aufrüsten eine Schnittwunde zu, sodass er und seine Antares für diesen Tag gegroundet wurde – gute Besserung an dieser Stelle lieber Martin! Also lag es nun an Vanessa, Ingo und Andre. Das U25-Duo-Team plante ein Dreieck mit den Wendepunkten über Nordhorn-Lingen und Rinteln, Ingo wollte nach seiner Wende über Nordhorn-Lingen bis nach Bohmte Bad Essen.
„Früher als sonst, aber trotzdem zu spät!“ wurde die „Z2“ um 12:21 Uhr in die Luft gezogen. „Nach 3 Kreisen fühlte ich mich wieder wie zuhause – Duo fliegen ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht!“ beschrieb Andre die Flugeigenschaften des 20m-Doppelsitzers. Mit engen Kreisen ging es bis auf 1100m. Anschließend folgte ein 45km langer Gegenwindschenkel ohne Kreis. Jede noch so kleine Wolkenfluse zog mit bis zu 4 m/s Steigen, sodass die zwei nicht einmal einkreisen mussten. Erst 10km vor der ersten Wende nutzten die beiden einen Aufwind, der teilweise das Vario an den Anschlag brachte.
Eine Viertelstunde später startete Ingo mit seiner ASW20 „ISM²“. Er konnte am Platz bereits auf 1300m steigen und nahm dann die Verfolgung der zwei Youngsters auf. Vorbei an Sögel, Haselünne und Geeste erreichte er um 13:50 Uhr seine erste Wende über dem Flugplatz Nordhorn-Lingen. Im Lee der 176m hohen Ibbenbürener Bergplatte hatte er einen minimalen Absitzer, konnte aber nach kurzer Zeit Steigwerte von 3,5 m/s und mehr auf seinem E-Vario ablesen. Nördlich vorbei am Flugplatz Achmer erreichte er exakt eine Stunde später seine zweite Wende über dem Flugplatz Bohmte Bad Essen. Während Vanessa und Andre ihre erste Wende bereits um 13:24 Uhr erreicht hatten ging es für sie weiter in den Osten. Zu dem Zeitpunkt wo Ingo den dritten Schenkel begann kreisten die beiden in einem 2,5 m/s Aufwind über Herford.
Südlich ihrer Wende über dem Flugplatz Rinteln im Weser-Bergland steigt der Duo bis auf 1700m Höhe. „Wir haben die fliegbare Wettergrenze erreicht!“ resümierte Vanessa beim Anblick der zerfallenden Bewölkung über dem landschaftlich wunderschönen Weser-Bergland. „Zeit umzudrehen! Wir halten uns am besten im Osten, machen dann maximale Höhe und gleiten dann von Osten in das schlechte Wetter im Westen!“ lautete der Gameplan für den letzten Schenkel des Dreiecks. Was die 19 Jährige damit meinte war ein abschirmendes Wolkenfeld, was die Sonneneinstrahlung massiv dämmte und somit die Wolken zum Zerfallen brachte. Die Steigwerte wurden signifikant schwächer, das Steigen war zudem schwer zu finden.
Vom Hannoveraner Luftraum bis nordwestlich von Vechta konnte der Duo eine Wolkenstraße entlang gleiten, ehe es dann zusehends stiller im Cockpit wurde. Über dem großen sonnenangestrahlten Lagerhallen der Derby Cycle Werke in Emstek konnte der erfahrene Streckenpilot Andre einen rettenden Aufwind finden. Zwischenzeitlich hatten die beiden eine vorbildliche Arbeitsteilung: Vanessa rastete die Funkfrequenz des Flugplatzes Varrelbusch als mögliches Ausweichziel ein während Andre sich vollkommen auf’s Finden und Zentrieren des Aufwindes konzentrierte – generell lebte dieser Flug von guten gemeinschaftlichen Entscheidungen!
Noch so eine Entscheidung gab es zu fällen, ob man eine Wolkenstraße in Nord-Süd-Richtung noch auf – und abfliegt oder lieber die sichere Variante wählt und mit den 1800m Höhe lieber nach Surwold abgleitet. Man entschied sich für die sichere Version, wollte man doch eine Außenlandung am Abend vermeiden. Um 16:24 Uhr setzte das Z2-Team zum Endanflug an, da hatte Ingo sein Dreieck bereits im Norden mit einer weiteren Wende über Oldenburg vergrößert. Er landete nach gut 3 ½ Stunden und 283,03 km wieder auf dem Steinberg und konnte mit diesem Flug 77.15 Speed-Punkte zur Wertung beitragen [Link zum Flug].
Obwohl die Höhe bis nach Surwold gereicht hätte konnten die zwei Youngsters im Duo einen Aufwind mit Steigwerten von über 3,5 m/s nicht unbeachtet lassen – sie kreisten ein und schmiedeten im Anschluss den Plan „noch eben die 400km vollzumachen!“ Gesagt – getan?! Wäre da nicht eine gereizte Frauenblase, die sich nach knapp 5 Stunden im Cockpit bemerkbar machte. Tapfer flog Vanessa noch einmal bis über Papenburg, ehe Andre dann mit erhöhter Geschwindigkeit die letzten 20 Kilometer bis nach Surwold flog. Um 17:22 Uhr setzte die „Z2“ dann mit zwei überglücklichen LSVPHlern auf, die sich über 397,92km, einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80,65 km/h und 81.69 Speed-Punkten freuten! [Link zum Flug] „Die 400km knacken wir dann das nächste Mal!“ war dann das Fazit der beiden beim Anstoßen mit einer eisgekühlten Cola unseres Getränkewarts „Kiesi“! „Ein ganz großes Dankeschön geht an Ingo und Martin fürs Helfen beim Aufrüsten, Jörg fürs Windefahren und vor allem an Reiner und Jörg P., die abends noch so lange auf uns gewartet haben und mit abgerüstet haben!“ schrieb Vanessa abends als OLC-Kommentar (Das Lesen ihres Kommentars lohnt sich!)!
Mit diesen Leistungen konnten wir einen 15. Rundenplatz in Niedersachsen erfliegen [Link zur Rundenwertung]. Leider war die Konkurrenz an diesem Wochenende zu stark, denn viele nutzten besonders zwischen Hannover und Bremen, im „Tor zur Lüneburger Heide“, tolle Wolkenstraßen und trieben somit ihre Schnittgeschwindigkeiten nach oben. Somit rutscht der LSV Papenburg-Hümmling e.V. am Ende dieses Wochenendes auf den 13. Gesamtplatz [Link zur Gesamtwertung]. Die TOP10 ist aber noch in Griffweite und ist auch derzeit das feste Ziel der LSVPH-Piloten*innen.
Derzeit müssen wir allerdings mit den 3 Hölschers Michael, Marcel und Mario auf Leistungsträger verzichten, denn die Hölschers verbringen ihren Fliegerurlaub standesgemäß im südfranzösischen Aérodrome de Serres – La Bâtie. Der aufmerksame Beobachter findet die Stemme oder Marios Ventus vielleicht auf der WebCam oder verfolgt die drei im OLC. Nachdem Michael mit seiner Frau Gerda die Stemme bereits fliegerisch nach Südfrankreich überführt haben fuhr Mario die knapp 1300km mit dem Auto samt Anhänger. Die ersten Flüge wurden bereits gemacht – Michael gewöhnt sich im Rahmen eines knapp 2 stündigen Lokalflugs ein [Link zum Flug], Mario erkundete die Region weiträumiger und lies seinen Ventus Alpenluft schnuppern [Link zum Flug]. Für einen Teil der LSVPH-Crew geht es dann vom 16.07.2022 bis zum 31.07.2022 mit einigen Fliegerfreunden vom LSV Quakenbrück, LV Wildeshausen-Ahlhorn und LSV Lingen auf die schwäbische Alb zur Fluggemeinschaft Leibertingen-Messkirch e.V. – wir freuen uns schon sehr!